338'000 Franken für jeden«Friedens-Diamant» macht fünf Arbeiter reich
Ein 709 Karat schwerer Diamant wurde in New York für ein Vermögen versteigert. Anders als bei Blutdiamanten kommt der Erlös diesmal den Menschen in Sierra Leone zugute.
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Ein Riesen-Diamant aus dem westafrikanischen Sierra Leone ist am Montag für umgerechnet 6,5 Millionen Franken in New York versteigert worden. Käufer des als «Friedens-Diamant» angepriesenen Edelsteins war der britische Juwelier Laurence Graff, wie die Rapaport-Gruppe mitteilte, die die Auktion im Auftrag der Regierung Sierra Leones organisierte.
Der 709 Karat schwere Diamant war im März in der östlichen Provinz Kono von Mitarbeitern der Bergbaufirma des evangelikalen Predigers Emmanuel Momoh gefunden worden. Der Prediger übergab den Edelstein der Regierung in Freetown, die zusagte, diesen unter transparenten Bedingungen versteigern und den Erlös den Menschen in Sierra Leone zugutekommen zu lassen.
Mit einem Karat ermöglicht man einem Kind, das Abitur zu machen
Pastor Momoh betätigt sich in der Region Kono als Gelegenheitsschürfer. Dort graben viele arme Menschen mit Schaufeln und zum Teil mit blossen Händen nach Edelsteinen. Wer Glück hat, findet einen Diamant mit einem Karat, im besten Fall sogar mit zwei Karat.
Ein solcher Stein reicht aus, um das Schulgeld für die Kinder bis zum Abitur zu finanzieren, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Grosse Funde gelingen sonst meist in industriell betriebenen Minen, wo Maschinen grosse Mengen an Erz nach Diamanten durchsieben.
Ein Zeichen in Richtung Frieden
Sierra Leones Präsident Ernest Bai Koroma gab als Ziel aus, die verhängnisvolle Zeit der Blutdiamanten hinter sich zu lassen und mit dem Verkauf des «Friedens-Diamanten» ein Zeichen zu setzen. In den 1990er-Jahren wurde mit dem illegalen Schürfen, dem Schmuggel und dem Verkauf der Edelsteine der Bürgerkrieg in dem Land finanziert.
Von dem Erlös der New Yorker Auktion gehen 1,69 Millionen Franken (26 Prozent) an die fünf Mitarbeiter, die den Sensationsfund im März machten – das sind für jeden 338'000 Franken. Der Rest geht nach Angaben der Regierung in Freetown an die Finanzverwaltung sowie einen Fonds zur Entwicklung der Schürfregionen des Landes.
Der erzielte Verkaufspreis für den Edelstein, der zu den 10 bis 15 grössten jemals gefundenen Diamanten der Welt zählen dürfte, lag unter den Erwartungen der Regierung. Eine Auktion in Sierra Leone im April, bei der 7,1 Millionen Franken geboten worden waren, hatte die Regierung wegen des ihrer Ansicht nach zu geringen Gebotes abgebrochen. «Vielleicht ist das der Preis der Transparenz», sagte der Diamanten-Fachmann Martin Rapaport zu dem vergleichsweise geringen Erlös.
Als Diamanten ein Fluch für Sierra Leone waren
Sierra Leone mit rund sechs Millionen Einwohnern ist reich an Bodenschätzen. Der illegale Handel mit Diamanten hat aber auch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg (1991 bis 2002) mitfinanziert, dem Zehntausende Menschen zum Opfer fielen.
Die damalige Regierung heuerte sogar eine südafrikanische Privatarmee an, um die Diamantenfelder freizukämpfen. Die Zustände dienten als Vorlage für «Blood Diamonds», einen Film mit Leonardo DiCaprio.
(kle/afp)