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Zero WasteFrohe Weihnachten ohne Abfallberge

Carole Schanté lebt seit einiger Zeit so gut wie ohne Abfall. Und hat dadurch viel weniger Weihnachtsstress.

von
Daniela Gschweng
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Wir haben Carole Schanté zum Interview getroffen. Carole vermeidet Abfall, wo es nur geht – gerade auch an Weihnachten.

Wir haben Carole Schanté zum Interview getroffen. Carole vermeidet Abfall, wo es nur geht – gerade auch an Weihnachten.

Daniela Gschweng
Uns verrät die junge Frau ihre besten Tipps für Zero Waste an Weihnachten.

Uns verrät die junge Frau ihre besten Tipps für Zero Waste an Weihnachten.

Daniela Gschweng
Weihnachtssterne aus Geschenkpapier, ein Adventskalender aus alten Magazinen und ansprechend verpackte Schokolade – Weihnachten geht auch ohne Abfall.

Weihnachtssterne aus Geschenkpapier, ein Adventskalender aus alten Magazinen und ansprechend verpackte Schokolade – Weihnachten geht auch ohne Abfall.

Carole Schanté

Genauso zahlreich wie die Abfallsäcke nach sind oft die guten Vorsätze vor Weihnachten. Weniger wäre unter Umständen mehr gewesen, denkt man beim Stopfen der Abfallsäcke. Tipps für ein umweltverträgliches Fest gibt es unzählige: Weihnachtsschmuck aus Papier, Stroh, Ästen, Zapfen und Beeren, selbstgemachte Geschenke, umweltfreundliche Verpackungen. Und dann erliegt man doch wieder dem Weihnachtsrummel und dem festlichen Bling-Bling.

Für den Anfang reicht es, weniger Abfall zu machen

«Wahrscheinlich, weil sich die meisten Leute überfordert fühlen», sagt Carole Schanté. «Für den Anfang reicht es, weniger Abfall zu machen», rät die Co-Leiterin von «Zero Waste Basel», zu Deutsch: «Null Müll Basel». Die Wissenschaftlerin, die in der Umweltabteilung eines Basler Pharmaunternehmens arbeitet, bemüht sich, gar keinen Abfall mehr zu verursachen. Pro Jahr produziere sie noch ungefähr einen 34-Liter-Sack, sagt sie.

Erster Tipp: Ohne Verpackung geht es auch

Ihr erster Tipp für ein möglichst umweltverträgliches Weihnachtsfest: «Schon beim Einkaufen auf die Verpackung achten.» Wer die Einkaufstasche mitbringt, Plastiktüten vermeidet und aufwendig verpackte Dinge gar nicht erst kauft, hat schon viel Abfall gespart. Wer Geschenke im Laden verpacken lässt, kann darauf achten, dass die Verpackung wenigstens recycelbar ist. Plastikschleifen und Glitter sowie beschichtete und metallisierte Folie sind normaler Hausabfall.

Verweigern, auf Englisch «Refuse», ist das erste der fünf Leitworte der Zero-Waste-Bewegung. Die anderen vier «R» heissen «Reduce, Reuse, Recycle, Rot» (Vermindern, Wiederverwenden, Recyceln, Kompostieren). «Refuse», also öfter mal Nein sagen, kann zum Beispiel heissen, als Beschenkter zu sagen, dass man aufwendig Verpacktes nicht möchte – auch nicht geschenkt.

Nachhaltig verpacken

Eine gute Möglichkeit, Geschenke selbst einzupacken, sind Verpackungen, die gleichzeitig Geschenke sind. Einfach selbst gemacht sind Faltschachteln aus ausgedienten Kunstdrucken und Kalendern, sehr beliebt sind Schachteln aus alten Landkarten. Lebensmittel lassen sich in Gläser, Dosen und Vasen verpacken oder in Wachstuch einwickeln.

«Natürlich hat das Grenzen», sagt Schanté, «meine beiden kleinen Cousins zum Beispiel, die wollen einfach das Papier von den Geschenken reissen. Dafür haben wir letztes Jahr das Papier vom Jahr davor wiederverwertet.» Die Cousins störte es nicht, der Rest der Familie habe sich im Design nachhaltiger Verpackungen überboten, erzählt die Zero-Waste-Aktivistin und lacht. Und anstelle der grossen Weihnachts-Shopping-Tour sei die Familie zusammen auf dem Markt einkaufen gegangen.

Essbares verschenken

Essbares geht überhaupt immer, zum Verschenken sowieso, und es lässt sich auch als Deko verwenden. Den Baum mit Süssem zu dekorieren statt mit Glitter, war früher sogar üblich. Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen hält sich schon deshalb wochenlang. Und wenn das süsse Zeug im Februar niemand mehr essen mag, lässt es sich wenigstens kompostieren.

Zweiter Tipp: Festliches wiederverwenden

Wer das zu wenig weihnachtlich findet, dem rät Schanté, auf Flohmärkten und in Brockenstuben nach gebrauchtem Weihnachtsschmuck Ausschau zu halten. Nach dem selbstgemachten Weihnachtskalender vom letzten Jahr müsse sie noch suchen, sagt sie und rührt in dem Minzentee, den sie zum Interview bestellt hat. Das Zuckertütchen wird sie danach zurückgehen lassen.

Dritter Tipp: Nachhaltiges Schenken

Leuten, die sie nicht gut kennt, verschenkt sie gerne verpackungsfreie Kosmetika, wie festes Shampoo in Seifenform oder feste Bodylotion – ihr nächster Tipp – gefolgt von wiederverwendbaren Coffee-to-go-Bechern, Wasserflaschen aus Glas und Pflanzen. Für besser Bekannte gibt es Erlebnis-Gutscheine.

«Ich sehe viele Dinge inzwischen mit anderen Augen», sagt Schanté, die dieses Jahr ihr zweites abfallfreies Weihnachtsfest feiert. Bei Süssigkeiten, die einzeln verpackt in einer Plastiktüte verkauft würden, sehe sie zum Beispiel nicht mehr zuerst die Schokolade, sondern als Erstes den Abfall.

Schokolade und Süsses kauft sie offen und lagert es in Glasgefässen. «Die Schoggi ist dann auch oft viel feiner und fairer gehandelt», findet sie. Andere Verbrauchsgüter wie Lebensmittel und Kosmetika kommen vom Markt, der Käse- und Gemüsetheke oder aus Unverpackt-Läden, von denen es in Basel gleich zwei gibt.

Mehr Zeit durch weniger Müll

Schränkt das alles nicht furchtbar ein? «Gar nicht», findet Schanté. Im Gegenteil, es sei günstiger und weniger anstrengend. «Das Beste an Zero-Waste-Weihnachten ist eigentlich: Ich bin überhaupt nicht gestresst.» Mit einem festen Plan und begrenzter Auswahl müsse man sich auch nicht ständig entscheiden. Es bleibe mehr Zeit für andere Dinge wie Freunde und Familie.

Einen Weihnachtsbaum hat ihre Familie im letzten Jahr gar nicht erst gekauft. Eine grosse Topfpflanze übernahm seinen Platz. «Sehr praktisch», findet Schanté rückblickend, «keine Nadeln wegputzen, keinen Baum kaufen und keinen entsorgen müssen. Das muss aber jeder für sich entscheiden.»

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