Heimwegtelefon«Fühle mich unwohl wegen den komischen Gestalten»
Wie in Stockholm und Berlin soll es auch in Basel bald ein Heimwegtelefon geben. Das Angebot wäre gefragt, wie eine 20 Minuten Umfrage zeigt.
- von
- aj
Wie sicher fühlen sich Basler Frauen auf dem Nachhauseweg?
In einer Interpellation fordert Grossrätin Daniela Stumpf (SVP) die Basler Regierung auf, die Einführung eines Heimwegtelefons zu prüfen, wie die BZ Basel schreibt. Daniela Stumpf kam auf die Idee, weil ihr von vielen Leuten zugetragen wurde – unter anderem von ihrer Tochter –, dass sie sich abends nicht mehr in die Stadt trauen: «Das waren sowohl Frauen als auch Männer, Junge und Alte. Ich getraue mich am Abend auch nicht mehr allein in die Stadt», sagt sie gegenüber der Zeitung.
Im Stockholm gibt es den Service, der vor allem auf Freiwilligenarbeit beruht, seit 10 Jahren. In Stockholm sind rund 500 Freiwillige im Einsatz. Der Telefondienst mit Gratisnummer sei an den Wochenenden von 23 Uhr bis 3.30 Uhr erreichbar. Ein Sprecher der Stockholmer Polizei erklärt: «Es geht darum, dass man auf dem Heimweg von der Stadt oder von der U-Bahn jemanden anrufen kann und nicht allein durch die Dunkelheit gehen muss.»
Berliner Modell
Stumpf betont, dass der Einbezug der Polizei wichtig sei. Sie glaubt auch, dass es genug Leute gibt, die sich engagieren würden – sie selber könnte sich das zu einem späteren Zeitpunkt auch vorstellen. «Im Moment fehlt mir neben der Arbeit und der Politik die Zeit dazu. Aber ich denke, es gibt genügend Leute, die nicht arbeiten, die Zeit hätten und das gerne machen würden.»
Auch in Berlin gibt es seit fünf Jahren ein Heimwegtelefon. Anders als in Stockholm nehmen die freiwilligen Mitarbeiter in Berlin Anrufe aus ganz Deutschland entgegen. Der Fokus des Berliner-Modells liegt also weniger auf der Nähe zur Polizei als auf dem subjektiven Sicherheitsgefühl.
Tricks helfen beim alleine sein
20 Minuten ist auf die Strasse gegangen und hat junge Baslerinnen gefragt, wie es ihnen ergeht, wenn sie am Abend unterwegs sind. «Wenn ich in Basel unterwegs bin und zum Bahnhof muss, ist es teilweise schon unheimlich wegen den komischen Gestalten dort», sagt etwa die 19-jährige Sara Mathys. Ein Anflug von Unbehagen scheint den Frauen stets im Nacken zu sitzen: Vor allem wenn sie alleine sind. «Am liebsten sind wir zusammen unterwegs», sagen die beiden 16-jährigen Lea Jurisic und Nathalie Locher.
Gerne greifen die Befragten auf Tricks zurück, um mit einem möglichst guten Gefühl, den Nachhauseweg zu überstehen. So gaukeln sie etwa ein Telefonat vor, obwohl niemand am anderen Ende der Leitung sitzt.