Neues Kartenspiel«Für das erste Date taugt das Spiel nicht»
Vier St. Galler erfanden ein fieses, unberechenbares Kartenspiel. Nun suchen die kreativen Studenten via Crowdfunding Geld, um die ersten Spiele professionell produzieren zu lassen.
- von
- Marc Lüchinger
Sieben Karten gilt es so schnell wie möglich loszuwerden – ähnlich wie beim Kartenspiel UNO. Es gibt Karten von 1 bis 9 in vier verschiedenen Farben. Wer die passende Karte oder Zahl hat, kann diese in die Mitte legen. Doch das ist noch längst nicht alles. Anders als beim UNO, gibt es noch eine weitere Farbe: Schwarz. Die dunklen Karten sind denn auch die Bösen. Sie ändern den Spielverlauf komplett und haben das Potenzial, die Mitspieler ins Verderben zu bringen und Wut hochkochen zu lassen.
Vor allem, wenn man kurz davor steht, das Spiel zu gewinnen. Wenn dann einer die «Communiscm-Karte» spielt, bekommen alle Spieler so viele Karten wie derjenige, der am meisten in den Händen hält. Oder wenn jemand die «Doomsday-Karte» spielt: Dann ist für alle Game-over, das Spiel ist vorbei und 50 Punkte werden auf die Konten der Spieler gebucht. Wer am meisten Punkte hat, ist der Verlierer.
Nicht beim ersten Date spielen
Bei der Demonstration des Spiels in der 20-Minuten-Redaktion geht es gleich zur Sache. Nach zwanzig Sekunden halten sich alle die Bäuche vor Lachen, weil ein Spieler viele Karten aufnehmen muss, und sie kaum mehr halten kann. Nach weiteren zwanzig Sekunden wird geflucht, weil eine Karte gespielt wird, bei der alle Spieler gleich viele Karten aufnehmen müssen, wie derjenige der am meisten Karten in den Händen hält. Ärgerlich, wenn man wie Fabian nur noch zwei Karten in den Händen hält.
Die Erfinder beschreiben das Spiel als fieses UNO für Erwachsene. «Man sollte das Spiel nicht mit Cholerikern spielen», empfiehlt Erfinder Pascal. Und Stefan warnt: «Für das erste Date taugt es auch nicht.» Es sei denn, man wolle die Dame gleich am ersten Abend in all ihren Gemütszuständen erleben.
Verlorener Rucksack als Stein des Anstosses
Doch wie kamen die 23-jährigen dazu, ein Spiel zu erfinden? Pascal, Stefan und Fabian kennen sich seit Jahren vom gemeinsamen Handball spielen. Vor fünf Jahren gingen sie gemeinsam wandern, verloren aber den Rucksack mit den Jasskarten. Kurzerhand erfanden sie ein neues Kartenspiel. Auf gefaltetem Blockpapier und von Hand beschrifteten Karten bastelten sie eine erste Version von Frantic.
Das Spiel, weil es richtig fies und emotional ist, gefiel den Jungs. Also spielten sie auch nach der Wanderung weiterhin und entwickelten es weiter. Sie nannten es Frantic, weil das die Verzweiflung, das Chaos und die Wut, die das Spiel auslösen kann, gut wiederspiegelt. Beim Spielen wird aber auch viel gelacht. Es heisst ja nicht umsonst Schadenfreude. Etwa, wenn jemand die Erdbebenkarte spielt. Dann müssen alle Spieler ihre Karten dem Spieler rechts geben. So kommt man unter Umständen von einer Sekunde auf die andere mehr als doppelt so viele Karten wie zuvor.
Mit Crowdfunding zur Massenproduktion
Pierre, ein Freund der drei Spielerfinder, spielte auch gerne Frantic. Da er Grafiker ist, bot er an, die Karten professionell zu gestalten. Vom Resultat liessen sie vier Prototypen des Kartenspiels herstellen und spielen seither mit diesen Karten. Familie und Kollegen, die mit ihnen spielten, motivierten das Quartett, den nächsten Schritt zu wagen: Die Massenproduktion von Frantic.
Dazu meldeten sie ihr Projekt auf der Crowdfundigseite Kickstarter an. Ziel ist es, 6500 Franken zu sammeln, um 500 Exemplare des 144 Karten zählenden Spiels zu produzieren. Mehr als die Hälfte haben die Studenten bereits gesammelt. Wer 24 Franken spendet, erhält sogar ein Spiel. Falls mehr als 6500 Franken gesammelt werden, werden entsprechend mehr Spiele produziert. Bis zum 23. September kann gespendet werden.
Die Spiele kommen so rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft auf den Markt. Doch damit nicht genug. Wird Frantic zum Erfolg, haben sie schon ein weiteres Kartenspiel geplant. Es soll Paws & Claws (Pfoten und klauen) heissen und ebenfalls die Emotionen hochleben lassen.