SeniorenresidenzFür Trampeltiere gibt es nun ein Altersheim
Alternde Kamele brauchen Aufmerksamkeit und Betreuung. Darum eröffnet im Thurgau nun «das wahrscheinlich erste Kamel-Altersheim der Welt».
- von
- air
Kamelhof Besitzer Ulli Runge erklärt das Konzept des Kamel-Altersheims. (Video: gts)
Gemütlich grasen zehn Trampeltiere auf der weitläufigen Weide des Kamelhofs Olmerswil im thurgauischen Neukirch an der Thur. Als sich Besitzer Ulli Runge den Tieren nähert, kommen sie interessiert näher und beschnuppern ihn. Seit zehn Jahren leben hier Kamele und Dromedare.
Über die Zeit entwickelte sich der Kamelhof zu einem beliebten Ausflugsziel für Familien. «Kürzlich haben wir den Verein Kamel-Kompetenzzentrum Schweiz gegründet, um vor allem auch älteren Tieren die Möglichkeit zu geben, hier ihren Lebensabend zu geniessen», so Runge. Es sei «das wahrscheinlich erste Kamel-Altersheim der Welt».
Das Altersheim ist nicht gewinnorientiert und bisher wurden die Kosten vom Kamelhof allein getragen. «Wir verdienen sonst unser Geld mit Ausritten, allerdings natürlich auf den jüngeren Kamelen», sagt Runge. Es bestehe neben der Vereinsmitgliedschaft auch die Möglichkeit, eine Patenschaft für ein Gnadenhof-Kamel zu übernehmen und sich dadurch anteilsmässig an den Kosten zu beteiligen.
Wie ein Gnadenhof
Für viele Leuten seien Kamele sehr exotische Tiere. «Aber mittlerweile gibt es in der Schweiz und in Europa allgemein doch einige private Kamelhalter», so Runge. Aus diesen Haltungen stammen die älteren Tiere, um die sich der Verein kümmert. Aktuell sind es vier. Das Kamel-Altersheim sei vergleichbar mit den Gnadenhöfen für Pferde. «Wir möchten verhindern, dass sie von einem Besitzer zum nächsten weitergereicht werden.» Möglich wäre auch, dass Zoos und Zirkusse auf das Angebot zurückkommen könnten.
Auf Anfrage von 20 Minuten heisst es beim Zoo Zürich, dass man sich um die älteren Tiere selbst kümmert. «Wir behalten unsere Kamele normalerweise hier im Zoo und sorgen uns um sie, bis sie sterben», sagt Direktor Rübel. Auch beim Zirkus Knie kümmert man sich selbst um die Tiere. «Mit dem Kinderzoo in Rapperswil haben wir die ideale Lösung für unsere Tiere im Alter», so Fredy Knie Junior, Direktor des Zirkus Knie. Dort würden sie in Pension gehen.
«Kamele sind sehr pflegeleicht»
Kamele seien allgemein sehr pflegeleichte Tiere, wie Alex Rübel, Direktor des Zoo Zürichs, bestätigt. «Sie leben ja normalerweise in der Wüste, daher brauchen sie eigentlich nicht viel», so Rübel. Etwas Platz sollte schon vorhanden sein, auch Schatten sei wichtig. Im Alter würden sich die Tiere aber weniger bewegen als die Jungen.
Auch in Sachen Futter sind die Kamele laut Kamelhofbesitzer Runge pflegeleicht. Sie brauchen als Nahrung Heu, Gras und vor
allem Äste. Ältere Kamele, die zum Beispiel nicht mehr alle Zähne haben, kriegen zusätzlich noch extra weiches Spezialfutter.