Katastrophe in JapanFukushima nicht mit Tschernobyl gleichsetzen
Der Reaktorunfall in Japan sollte aus Sicht des deutschen Öko-Instituts nicht mit dem Super-GAU in Tschernobyl vor 25 Jahren gleichgesetzt werden.
«Dass die Gefahrenwarnstufe in Fukushima jetzt auf 7 hochgestuft wurde, bedeutet nicht, dass die Katastrophen identisch sind», sagte Strahlenexperte Christian Küppers am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd.
In Japan seien erst rund zehn Prozent der in der Ukraine 1986 freigesetzten Radioaktivität gemessen worden. «Auf der INES-Skala gibt es halt keine höhere Stufe als 7», sagte Küppers.
Die japanische Regierung hatte in der Nacht auf Dienstag erklärt, das durch den Tsunami vor einem Monat ausgelöste Unglück in den Reaktoren in Fukushima sei von der Warnstufe 5 auf die höchste Warnstufe 7 hochgestuft worden. Zuvor war das nur in Tschernobyl geschehen. Auf Stufe 5 rangiert der Unfall im Atomkraftwerk Three Mile Island im US-amerikanischen Harrisburg 1979.
Gerechtfertigte Hochstufung
Strahlenexperte Küppers hält die Hochstufung des Unfalls in Fukushima für gerechtfertigt: «Die Reaktorexplosion hat auch in einem grossen Gebiet ausserhalb der Anlage langfristige Folgen, etwa in Form akuter Gesundheitsschäden und der notwendigen dauerhaften Evakuierung des Landstrichs um das Atomkraftwerk.» Dies seien Kriterien für die Warnstufe 7.
Dazu komme, dass die freigesetzte Menge an Jod-131 und Cäsium-137 einen Grenzwert überschritten habe. Dank Japans Insellage seien aber die Folgen für Nachbarländer abgeschwächt. «Viel Radioaktivität wurde auf den Pazifik hinausgeweht», sagte Küppers.
Die Informationspolitik des Kraftwerksbetreibers Tepco nannte der Darmstädter Forscher «nicht zufriedenstellend». Er wisse natürlich nicht, welche Erkenntnisse Tepco vorlägen, doch er vermute, dass die Firma zurückhaltend sei, sie mitzuteilen. «Andererseits verbreitete Tepco auch bereits Angaben, die offensichtlich nicht zur Situation passten und später korrigiert werden mussten.» (dapd)