Aus Angst: Fussballprofis flüchten aus der Ukraine

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Aus AngstFussballprofis flüchten aus der Ukraine

An Fussball ist in der Ukraine zurzeit nicht zu denken. Immer mehr Legionäre machen sich aus dem Staub, weil sie nicht in Angst leben wollen. Den Klubs sind die Hände gebunden.

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Tristesse beim ukrainischen Klub Chornomorets Odessa: Vergangene Woche scheiterte der Tabellenfünfte der Premier Liga im Sechzehntelfinal der Europa League an Olympique Lyon, nun machen sich die Söldner aus dem Staub. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern wegen der politisch angespannten Lage in der Ukraine baten fünf Profis um die Vertragsauflösung: Anderson Santana, Franck Dja Djedjé, Sito Riera, Pablo Fontanello und Markus Berger.

«Meine Familie steht jetzt für mich im Vordergrund. So wie momentan die Situation in Odessa ist, war es für mich unmöglich, weiterzumachen. Deshalb habe ich mich – so wie vier andere Legionäre auch – dazu entschieden, meinen Vertrag, der noch bis Ende Dezember gelaufen wäre, aufzulösen», sagte Berger gegenüber dem «Kurier». Der Verein habe seinen Legionären die Option schweren Herzens angeboten. Denjenigen, die bleiben, habe Odessa eine Woche Pause gegeben, um abzuwarten, was passiere. «Im ukrainischen Fussball weiss kein Mensch, wie es weitergeht», so der Österreicher weiter.

Der Ausverkauf droht

Für die ukrainische Liga ein herber Rückschlag, hat sie doch in den vergangenen Jahren international an Stärke gewonnen. Gerade bei finanziell starken Klubs wie Donezk, Charkow, Dnjepropetrowsk oder Dynamo Kiew stehen viele Spieler aus dem Ausland unter Vertrag. 135 Legionäre sind es ligaübergreifend, mit einem Marktwert von 20 Millionen Euro der wertvollste Profi ist Bernard von Tabellenführer Schachtjor Donezk. Der Brasilianer könnte einer der Nächsten sein, der seine Koffer packt.

Derzeit weilt der 21-Jährige mit der Seleçao in Johannesburg, wo heute Mittwoch ein Testspiel gegen Südafrika ansteht. Laut brasilianischen Medienberichten könnte es sein, dass der Donezk-Star überhaupt nicht mehr in die Ukraine zurückkehrt. Schachtjor wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als den im vergangenen Sommer für 25 Millionen Euro verpflichteten Offensivspieler freizugeben.

Dragovics Familie verliess Kiew

Auch die Zukunft des ehemaligen Baslers Aleksandar Dragovic ist ungewiss. Wie der Verteidiger von Dynamo Kiew im Interview mit 20 Minuten sagte, hat er seine Familie vor etwas mehr als einer Woche in seine Heimat Österreich geschickt. «Man kann einfach nicht sagen, wie sich alles entwickelt. Der Klub tut alles für uns Spieler, aber auch dem Verein sind die Hände gebunden.»

Wie es mit dem Profifussball in der Ukraine weitergeht, steht in den Sternen. Der Rückrundenstart war für Anfang März vorgesehen, doch die Spiele der ersten sowie zweiten Runde wurden allesamt verschoben.

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