Fake auf Tripadvisor: Gartenhütte wird Londons Top-Restaurant

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Fake auf TripadvisorGartenhütte wird Londons Top-Restaurant

Oobah Butler kann nicht kochen. Trotzdem gehörte ihm das auf Tripadvisor bestbewertete Restaurant Londons: seine Gartenhütte.

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«Sie möchten Brunch an Weihnachten? Nein, sorry, da sind wir ausgebucht»: Butler wimmelt Interessenten ab. (7. Dezember 2017) Bild: Screenshot Youtube

«Sie möchten Brunch an Weihnachten? Nein, sorry, da sind wir ausgebucht»: Butler wimmelt Interessenten ab. (7. Dezember 2017) Bild: Screenshot Youtube

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Mit diesem vermeintlichen Restaurant hat Oobah Butler Tripadvisor und ganz London reingelegt: Ein Screenshot einer archivierten Version der mittlerweile gelöschten Anzeige. (7. Dezember 2017) Bild: Tripadvisor/Google Cache

Mit diesem vermeintlichen Restaurant hat Oobah Butler Tripadvisor und ganz London reingelegt: Ein Screenshot einer archivierten Version der mittlerweile gelöschten Anzeige. (7. Dezember 2017) Bild: Tripadvisor/Google Cache

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«Sie haben mich gerade gefragt, ob ich den Shed kenne»: Butler in der Nähe seines Zuhauses. (7. Dezember 2017) Bild: Screenshot Youtube

«Sie haben mich gerade gefragt, ob ich den Shed kenne»: Butler in der Nähe seines Zuhauses. (7. Dezember 2017) Bild: Screenshot Youtube

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Mit einem erfundenen Restaurant hat ein Londoner Journalist das Bewertungsportal TripAdvisor ausgetrickst: Mit gefälschten Restaurant-Kritiken machte Oobah Butler seine Gartenhütte binnen weniger Monate zum bestbewerteten Restaurant der britischen Hauptstadt auf dem Portal – ohne je ein einziges Essen zu servieren.

Früher habe er selbst gefälschte Rezensionen über Restaurants geschrieben, die von Tripadvisor veröffentlicht wurden, sagte Butler zu «Vice». «Restaurantinhaber zahlten mir zehn Pfund und ich schrieb ihnen eine gute Kritik, ohne jemals dort gegessen zu haben.» Irgendwann habe er sich dann gefragt, ob in «Zeiten der allgegenwärtigen Fehlinformation» sogar ein komplett erfundenes Restaurant möglich sei.

Fertiggerichte zum Höhepunkt

Für seine Erfolgsgeschichte brauchte Butler nur eine Internetseite, eine Telefonnummer und eine etwas ungenaue Adresse. Im April ging «The shed at Dulwich» im Internet an den Start, sämtliche Essensfotos waren gefälscht: Ein Nachtisch war ein mit Farbe bemalter Schwamm, ein Spiegelei drapierte Butler kunstvoll auf seinem nackten Fuss.

Im Mai wurde Butler bei TripAdvisor gelistet. Als Neueröffnung landete er erst einmal auf dem letzten Platz aller 18'149 verzeichneten Londoner Gaststätten. Dank positiver Bewertungen seiner Freunde schaffte er es bis Ende August auf Platz 156. Reservierungsanfragen begannen auf Butlers altes Handy einzuprasseln, das er liebevoll sein «Shed-Phone» nannte.

Interessierte Leute machten sich auf, das Restaurant zu Fuss zu finden, und kamen in die Gegend. Ein Paar fragte gar den Hochstapler höchstpersönlich, ob er den «Shed» kenne. Butler zückte kurz nach der Unterhaltung sein Telefon und hielt das Vorgefallene auf Video fest, während sein «Shed-Phone» wie wild klingelte. Aber er sei zu nervös gewesen, um den Suchenden etwas Lustiges zu sagen.

Butler hielt auch einige Reservierungsanfragen auf Video fest. Mit mitleidsvoller Stimme erklärte er den Interessenten, er täte ihm sehr leid, aber das populäre Restaurant sei halt eben einfach total ausgebucht. Es sei denn, natürlich, der Anrufer habe viele Follower auf Instagram? «Würden Sie sich einen Influencer nennen?»

Dann erhielt Butler haufenweise Reservierungsanfragen – und im November war am Ziel: Begeisterte Kritiken und Tausende Suchanfragen machten «The shed at Dulwich» auf TripAdvisor zum bestbewerteten Restaurant Londons. Um den Schwindel aufzulösen, öffnete Butler seine Gartenhütte nun wirklich – und servierte den Gästen Fertiggerichte.

Tripadvisor sieht kein Vertrauensproblem

Tripadvisor erklärte in der «Times», das Bewertungsportal habe «The shed at Dulwich» schon länger auf dem «Radar» gehabt, früher oder später wäre der Eintrag also gelöscht worden.

Seine Vertrauenswürdigkeit sieht Tripadvisor nicht beschädigt: Betrüger seien sonst nur daran interessiert, die Bewertungen echter Firmen zu manipulieren. Erfundene Restaurants ausfindig zu machen, sei daher normalerweise nicht nötig. (mch/afp)

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