TOTE BABYSGebt den Deutschen Babyklappen!
Babys im Gefrierschrank, kleine Skelette in Blumentöpfen, in Kartonschachteln verpackte Kinderleichen im Dachboden des Elternhauses... Horrormeldungen dieser Art häufen sich in Deutschland. Warum wartet man noch mit den Babyklappen?
In Deutschland häufen sich zurzeit Gruselmeldungen über Mütter, die ihre Neugeborenen umbringen – gleichzeitig mit den Bemühungen des deutschen Staats, die Bevölkerung dazu zu bewegen, sich intensiver zu vermehren.
Viele der Frauen, die ihr Kind ermorden, sind jung und single. Die meisten schafften es, die Schwangerschaft vor ihrer Familie und Freunden zu verstecken. Alle gerieten in Panik, als die Geburt eintrat, und töteten ihr neugeborenes Kind aus Angst und Verzweiflung.
Jede Woche ein neuer Fall
Noch letzte Woche las man bestürzt von der 44-jährigen Monika H., die drei Babyleichen jahrelang in der Gefriertruhe aufbewahrt hatte, welche von ihrem 18-jährigen Sohn gefunden wurden, als dieser nach einer Pizza stöberte. Diese Woche ist es eine 20-jährige Auslandsschweizerin im baden-württembergischen Horb, die für Schlagzeilen sorgt. Die junge Frau hatte angegeben, ihren Säugling tot zur Welt gebracht zu haben. Gerichtsmediziner kamen zu einer anderen Erkenntnis: Das Kind habe bei der Geburt gelebt. Die Mutter wurde wegen Totschlags verhaftet.
Anfangs April wurde Sabine H., eine Mutter aus dem brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd, zu 15 Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt: Sie hatte ihre neun Babys nach der Geburt sterben lassen. Danach hatte sie die Leichen in Blumentöpfen begraben.
Nicht mehr als andernorts
Experten wollen von keinem «Trend» sprechen: Sie behaupten, die Rate der Babymorde sei nicht höher als in anderen europäischen Ländern. Die letzte offiziell geführte Statistik zeigt Zahlen aus dem Jahr 2006: 82 Kleinkinder wurden von der Hand ihrer Eltern ermordet. Doch der letzte Schub an Horrormeldungen schockiert das Land und lässt die Frage aufkommen, ob der berühmte deutsche Sozialstaat nicht doch einige Risse habe.
Der Kriminologe und derzeitige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, behauptet, die Umbarmherzigkeit der Berichterstattung über diese Fälle sei der Grund, wieso wieder so intensiv auf das «altbekannte Problem» der Kindervernachlässigung hingeguckt wird. Das sei durchaus positiv, ist Pfeiffers Meinung: «Es ist der einzige Fall, bei dem die Faszination der Medien von einem Thema Hilfe in einer verzweifelten Situation leistet», erklärt er gegenüber dem Nachrichtensender CNN.
Pfeiffers Institut arbeitet zurzeit mit der deutschen Regierung an einem Programm: «Pro Kind» bietet jungen Müttern Hausbesuche von Sozialarbeiterinnen und Krankenschwestern während der Schwangerschaft und Arztbesuche nach der Geburt. Laut Pfeiffers Angaben haben über 200 Frauen an dem Programm teilgenommen.
Erfahrungen in anderen Ländern haben gezeigt, dass es für den Erfolg solcher Programme nicht in erster Linie Geld braucht, sondern soziale Strukturen, die man den jungen Müttern zur Verfügung stellt. Trotzdem hat der deutsche Staat das Budget für Familienunterstützungsprogramme um 106 Milliarden Franken erhöht.
Spitäler mit Babyklappen ausrüsten
Eine gemeinnützige Organisation «Sternipark» geht das Problem aus einer anderen Richtung an: Sie rüsten Spitäler mit Babyklappen aus, in denen verzweifelte Mütter ihre Kinder anonym abgeben können. In den drei bereits existierenden Klappen wurden seit dem Jahr 2000 35 Kinder abgegeben. Das sind 35 – gerettete - Kinder, über die die Medien zum Glück nicht mehr zu berichten haben.