Gegen sexuelle Übergriffe im Sport
Ein Unihockey-Trainer, der seine Schützlinge beim Duschen filmt. Ein Eislauf-Trainer, der ihm anvertraute Mädchen missbraucht. Nur zwei von vielen sexuellen Übergriffen im Sport.
Eine nationale Kampagne soll Informationen und Hilfe bringen.
Nicht immer sind sexuelle Übergriffe im Sport so spektakulär wie jene Einzelfälle, die an die Öffentlichkeit gelangen. Denn solche Übergriffe können verschiedene Formen annehmen: Der Platzwart, der die Sportlerinnen beim Duschen beobachtet. Die Hilfestellung am Turngerät, die für einen unnötigen Griff zwischen die Beine genutzt wird.
Der Trainer, der zusammen mit seinen Junioren duscht. Die Jubiläumsrede des Vereinspräsidenten, gespickt mit sexistischen Sprüchen. Um Kinder und Eltern für dieses Thema zu sensibilisieren, haben das Bundesamt für Sport (BASPO) und Swiss Olympic am Donnerstag die Kampagne «Keine sexuellen Übergriffe» lanciert.
Anonyme Hilfe für Jugendliche
Zentral in der Kampagne ist die Beratung der Jugendlichen. Diese würden sich oft schämen, die Fragen, die ihnen auf der Zunge brennen, einem Erwachsenen aus ihrem Umfeld zu stellen, schreiben BASPO und Swiss Olympic.
Deshalb brauche es Anlaufstellen, für die möglichst wenig Hemmungen überwunden werden müssten. «Ob Internet, SMS oder Telefon: Hier bleiben die Jugendlichen anonym und können ihre Fragen jederzeit loswerden - auch mitten in der Nacht und von dem Ort aus, an dem sie sich am wohlsten fühlen.»
Aber auch für Trainerinnen und Trainer, Eltern und Vereinsleitungen biete die Kampagne Informationen, heisst es in der Mitteilung. Denn gerade unter Eltern herrscht oft Unsicherheit.
Keine eindeutigen Hinweise
Es gibt denn auch keine eindeutigen Hinweise darauf, dass ein Kind oder Jugendlicher im Sportverein von sexuellen Übergriffen betroffen sein könnte. Es gebe jedoch Anzeichen, welche die Eltern aufmerksam machen könnten, sagt Urs Hofmann von der Präventionsfachstelle Mira.
«Am ehesten sind plötzliche Stimmungswechsel zu beobachten. Viele betroffene Kinder verlieren aus zunächst unerklärlichen Gründen von einem Tag auf den anderen die Begeisterung für die Sportart oder den Trainer», sagt Hofmann in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Auf der Seite der Täter oder Täterinnen seien besonders intensiver Beziehungen zu einzelnen Kindern ein beunruhigendes Signal: Geschenke, Einladungen, Bevorzugung in der Gruppe. Und wenn Eltern einen Verdacht hegen würden, sei eines wichtig, sagt Hofmann: «Das Gespräch anzubieten oder das Kind auf Beratungsangebote aufmerksam zu machen.»
(sda)