Kursen droht Aus: Gegner des Neulenker-WK geben Gas

Aktualisiert

Kursen droht AusGegner des Neulenker-WK geben Gas

Die Weiterbildungskurse für Neulenker sind gemäss einer Studie praktisch wirkungslos. Nun wächst selbst bei den Linken die Unterstützung für eine Abschaffung dieser zwei Kurstage.

Jessica Pfister
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Jessica Pfister
Die zwei Wiederholungskurse, die Neulenker in ihrer dreijährigen Probezeit absolvieren müssen, nützen in punkto Sicherheit kaum etwas.

Die zwei Wiederholungskurse, die Neulenker in ihrer dreijährigen Probezeit absolvieren müssen, nützen in punkto Sicherheit kaum etwas.

Der FDP sind sie seit Monaten ein Dorn im Auge: Die zwei Wiederholungskurse, die Neulenker seit 2005 während ihrer dreijährigen Probezeit absolvieren müssen. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallenforderte im Juni, diese «viel zu teure Sippenhaft» abzuschaffen. Nun erhält diese Forderung Auftrieb. Grund ist ein Evaluationsbericht der Beratungsstelle für Unfallverhütung (Bfu). Dieser zeigt: Die Kurse haben so gut wie keinen Nutzen.

«Die zentralen Elemente der Kurse scheinen keinen Einfluss auf den künftigen Fahrstil der Neulenkenden zu haben», heisst es im Bericht der Bfu. Auch die Auswirkungen auf die Sicherheit konnten nicht nachgewiesen werden. So habe sich weder die Gefahreneinschätzung noch die Selbstreflexion verbessert. Das deutliche Fazit: «Die Kurse konnten nicht den erhofften Beitrag zur Unfallreduktion der Neulenker leisten.»

Inhalte schon bei Ausbildung behandeln

Wasserfallen fühlt sich durch diese Erkenntnisse bestätigt: «Nun haben wir den klaren Beweis, dass obligatorische Neulenkerkurse für diejenigen, die sich korrekt verhalten, überhaupt nichts bringen.» Die Theorie in der Verkehrskunde und ein seriöser praktischer Fahrunterricht als Reifeprüfung würden absolut genügen. Unterstützung erhält Wasserfallen von SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner. «Die Kurse sind absolut unnötig.»

Skeptisch ist man selbst bei den Linken, die sich im Juni noch hinter die Neulenker-WK gestellt hatten. «Statt dass man die Neulenker zwei Tage von der Arbeit oder aus dem Studium für solche Kurse abzieht, sollte man deren Inhalte besser schon bei der Fahrausbildung behandeln», sagt SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher.

Kürzung auf einen Kurstag denkbar

Bei der Bfu will man zwar nicht von einer Abschaffung sprechen, doch für Rolf Moning ist klar: «Die Kurse müssen überdacht und neu konzipiert werden.» Eine Kürzung auf nur noch einen Kurstag könne sich die Bfu durchaus vorstellen. «Dafür muss der Austausch zwischen Fahrlehrer und jener Privatperson, die jeweils mit dem Neulenker fahren übt, verbessert und institutionalisiert werden», fordert Moning. Ausserdem müsse man die Ausbildung der Kursleiter hinterfragen. «Heute erhalten Fahrlehrer in zehn Tagen eine Schnellbleiche und sind dann Kursleiter.»

Für Peter Kupferschmied, Geschäftsführer beim Verkehrssicherheitszentrum Mittelland und Vorstandsmitglied im Schweizerischen Fahrlehrerverband, liegt das Problem nicht bei den Kursleitern. «Die Einstellung der Neulenker zu optimieren, ist grundsätzlich eine Herausforderung.» So sei nicht nur die Zusammensetzung der Kursbesucher sehr vielfältig, sondern die Lernschritte der Teilnehmer völlig individuell.

«Erster Kurstag muss früher erfolgen»

Für Kupferschmied sind es deshalb in erster Linie die Rahmenbedingungen, die sich ändern müssen. Dabei spricht er unter anderem den Zeitpunkt der Kursbesuche an. «Die Neulenker müssen den ersten Kurs zwingend in den ersten sechs bis zwölf Monaten nach der Fahrprüfung absolvieren.» Dann sei das Unfallrisiko erwiesenermassen am höchsten und man könne mit den Kursen noch viel korrigieren. Heute besuchen die Neulenker gemäss Bfu den ersten Kurstag durchschnittlich erst nach 16 Monaten.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) möchte ebenfalls beim Zeitpunkt der Kurse ansetzen. «Eine Vorschrift soll diesen künftig festhalten», sagt Sprecher Guido Bielmann. Ausserdem sollten gewisse Elemente in den Kursen wie beispielsweise das Bremsverhalten in die Fahrschulphase übertragen werden. Von einer Kürzung des Neulenker-WK auf nur einen Tag oder eine generelle Abschaffung will das Astra zur Zeit jedoch nichts wissen.

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