Geiselnahme in Bern: Täter sind noch flüchtig
Von den drei mutmasslichen Berner Geiselnehmern fehlte jede Spur. Wie die Polizei mitteilte, verlangten die drei Täter Zugang zum Tresor. Nachdem sich die Botschafts- Angestellten eingeschlossen hatten, schlug das Knacken des Safes fehl.
Die Männer waren am Montagmorgen ins spanische Konsulat in Bern eingedrungen und hatten die Öffnung des Tresors verlangt. Gestohlen wurde aber nichts.
Den Eindringlingen sei es nicht gelungen, den Safe zu knacken, erklärte das spanische Aussenministerium am Dienstag auf Anfrage. Es seien weder Dokumente noch Gegenstände gestohlen worden.
In dem Safe befanden sich Geld, Blankopässe und Dokumente für das Ausstellen von Visa, wie ein Sprecher des Ministeriums sagte. Dass das Konsulat und nicht die Botschaft überfallen worden sei, spreche für einen kriminellen und nicht für einen politischen Hintergrund.
Auch die Schweizer Behörden gehen eher von einem kriminellen als von einem politischen Hintergrund aus. Zur Vermutung, dass die Täter hinter Blankopässen und Stempeln her waren, wollten die sie keine Stellung nehmen. Auf ein politisches Motiv deute aber nichts hin. Auch zu möglichen vorangegangenen Einbruchsversuchen nahmen die Schweizer Behörden nicht Stellung.
Fahndung auf Hochtouren
Die Fahnung nach den drei Männern läuft auf Hochtouren, bis am Dienstagmittag aber ohne Erfolg, wie eine Sprecherin der Berner Stadtpolizei auf Anfrage sagte. Offenbar entkamen die Täter am Montag bevor die Polizei mit einem Grossaufgebot zur Stelle war. Bis dieses angerückt war dauerte es laut Einsatzleiter Peter Theilkäs höchstens 15 Minuten.
Eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife kümmerte sich um den entkommenen verletzten Angestellten. Er könne das Spital im Laufe des Dienstags verlassen, erklärte die Polizeisprecherin.
Bundesanwaltschaft ermittelt
Die Untersuchungen vor Ort sind laut Polizeiangaben vom Dienstag abgeschlossen. Die Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren wegen Geiselnahme eingeleitet, wie Sprecherin Andrea Sadecky auf Anfrage sagte. Die Bundesanwaltschaft sei zuständig, sobald es um Straftaten in Räumen von diplomatischen Missionen oder Konsulaten gehe.
Ob die Fahnung national oder auch international durchgeführt wird, wollte die Bundesanwaltschaft auf Rücksicht auf das Verfahren nicht bekannt geben.
Bewachung wird der Situation angepasst
Das spanische Konsulat im Berner Kirchenfeldquartier wurde nach Polizeiangaben bisher nicht speziell bewacht, wie dies beispielsweise bei verschiedenen Botschaften in Bern der Fall ist.
Über die Bewachung entscheidet der Bundessicherheitsdienst, wie Fedpol-Sprecherin Danièle Bersier auf Anfrage erklärte. Zu den konkreten Schutzdispositiven gibt der Bund laut Bersier keine Auskunft. Das Dispositiv werde jedoch an die jeweilige Gefährdungssituation angepasst.
Der Bundessicherheitsdienst entscheide aufgrund seiner eigenen Einschätzung, jedoch im Einvernehmen mit den betroffenen Ländern. Die konkreten Schutzaufgaben werden vom Botschaftsschutz der Polizei ausgeführt.
Stärkere Sicherheitsvorkehrungen
Der spanische Aussenminister Miguel Ángel Moratinos hat nach dem Überfall auf das spanische Konsulat in Bern erhöhte Sicherheitsvorkehrungen für die diplomatischen Vertretungen des Landes angekündigt.
(sda)