HSBC-Chef«Geklaute Daten unvollständig und fehlerhaft»
Die von einem Mitarbeiter um zehntausende Kundendaten bestohlene Genfer Bank HSBC Private Bank geht in die Offensive. Die geklauten Datensätze seien ein «fehlerhaftes» Puzzle. Kundengelder seien bislang kaum abgezogen worden.
- von
- ast
Bankdirektor Alexandre Zeller sagt in einem Interview mit der SonntagsZeitung und Matin Dimanche, dass die Daten, die er gesehen habe, «unvollständig und fehlerhaft» seinen. Laut Zeller habe der Datendieb Hervé Falciani die Daten von verschiedenen Systemen abgezogen und versucht, diese «nach Art eines Puzzles» wieder zusammenzufügen.
Der Bankchef geht davon aus, dass es für den französischen Fiskus «sowohl in technischer als auch in juristischer Hinsicht» sehr schwierig wird, diese unvollständigen und fehlerhaften Datensätze auszuwerten.
Kaum Kundengelder abgezogen
Nach wie vor weiss die Bank nicht, wie Falciani die Daten entwendet habe. Es sei möglich, dass der Diebstahl während eines Systemupdates zwischen 2006 und 2007 geschah, sagt Zeller. «Wir untersuchen die Sache weiter. Eins ist klar: Falciani ist kein Robin Hood».
Laut dem HSBC-Chef haben sich seit letztem Wochenende rund 150 verunsicherte Kunden bei der Bank in Genf und Zürich gemeldet. «Es gibt keine Anzeichen einer Panik. Die Abzüge waren bisher sehr geringfügig.» Kunden, denen wegen des Datendiebstahls Nachteile entstehen, will die Bank nicht entschädigen. Die Antwort des Genfer Bankiers auf diese Frage lautet knapp: «Nein».
Departement Merz von Anfang an informiert
Im Departement von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz wusste man sehr viel mehr über den «Fall HSBC», als man bisher zugeben wollte, berichtet die «SonntagsZeitung» weiter.
In einem ersten ausführlichen Brief an die Abteilung für Internationales der EStV informierte die Bundesanwaltschaft (BA) laut der Zeitung bereits am 26. Januar konkret und umfassend, über das Ermittlungsverfahren wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes und unbefugter Datenbeschaffung bei der Genfer Bank.
Ende August erklärte der französische Budgetminister Eric Woerth, Frankreich besitze Daten von 3000 mutmasslichen Steuerbetrügern. Daraufhin schickte die BA am 1. September «angesichts der damaligen Medienberichterstattung ein zweites Schreiben an die EStV», wie BA-Sprecherin Jeannette Balmer dem Blatt bestätigt.