Genf: Crack ist auf dem Vormarsch

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GenfFixerstübli muss wegen aggressiven Crack-Konsumenten durchgreifen

In Genf ist das billige Crack auf dem Vormarsch. Weil Konsumenten aggressiv werden, dürfen sie im Konsumraum die Droge nicht mehr rauchen.

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Im Genfer Konsumraum Quai 9 darf kein Crack mehr geraucht werden.

Im Genfer Konsumraum Quai 9 darf kein Crack mehr geraucht werden.

Première Ligne
Première Ligne, der Verein, der das Fixerstübli betreibt, befürwortet die Schaffung eines neuen Raumes für Crack-Süchtige.

Première Ligne, der Verein, der das Fixerstübli betreibt, befürwortet die Schaffung eines neuen Raumes für Crack-Süchtige.

GUIRAUD Laurent
Der Genfer Staatsrat und Vorsteher des Gesundheits- und Mobilitätsdepartements, Pierre Maudet, ist strikt gegen diese Idee.

Der Genfer Staatsrat und Vorsteher des Gesundheits- und Mobilitätsdepartements, Pierre Maudet, ist strikt gegen diese Idee.

20Minutes/Christian Bonzon

Darum gehts

  • Crack breitet sich in Genf rasant aus.

  • Die Konsumierenden sind teils so aggressiv, dass in einem Fixerstübli das Rauchen der Droge nicht mehr erlaubt ist.

  • Ein Verein befürwortet einen Konsumraum für Crack-Süchtige, der Vorsteher des Gesundheitsdepartements lehnt dies ab.

Das ist die Situation

In Genf wird eine massive Zunahme von Crack-Konsumierenden beobachtet. Dieses billige Kokain-Derivat, das mit einer Pfeife inhaliert wird, löst bei Konsumenten und Konsumentinnen eine schnelle und starke Abhängigkeit aus. Sie leiden dazu unter starken Entzugserscheinungen und legen oft ein aggressives oder paranoides Verhalten an den Tag. Crack gilt neben Methamphetamin und Heroin als die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial.

Als relativer Neuling in der Genfer Drogenszene bereitet Crack den Gesundheitsexperten und der Polizei grosse Sorgen. So sehr, dass Quai 9, ein Konsumraum, im Volksmund auch «Fixerstübli» genannt, aufgrund der Crack-Konsumierenden mit Sicherheitsproblemen konfrontiert ist. In den Räumlichkeiten darf die Droge deshalb nicht mehr geraucht werden.

Das sagt der politische Verantwortliche

Première Ligne, der Verein, der das Fixerstübli betreibt, befürwortet die Schaffung eines neuen Raumes für Crack-Süchtige. Die Regierung ist jedoch anderer Meinung.

Der Genfer Staatsrat und Vorsteher des Gesundheits- und Mobilitätsdepartements, Pierre Maudet, ist strikt gegen diese Idee. «Es geht nicht um die Eröffnung eines Crack-Konsumraums, sondern um den Umgang mit den dramatischen Auswirkungen, die das Einatmen von Crack auf den Zustand der Konsumenten hat», sagt er gegenüber der «SonntagsZeitung».

Das sagen die Befürworter

Eine Position, die der Präsident von Première Ligne bedauert. Ebenso wie der sozialdemokratische Abgeordnete Sylvain Thévoz und sein FDP-Kollege Pierre Nicollier. Beide sind der Ansicht, dass es zu früh sei, diesen Lösungsvorschlag abzulehnen.

Während der Verein vom Kanton eine Million Franken für die Umsetzung eines Notfall-Aktionsplans für Crack-Abhängige erhalten hat, soll bis zum Herbst auch eine Strategie zur Bekämpfung der Crack-Epidemie entwickelt werden.

So stark ist der Konsum gestiegen

«Wir waren alle überrascht von der Ankunft von Crack in Genf», sagte Thomas Herquel von Première Ligne im April dieses Jahres gegenüber 20minutes.ch. Er schätzt, dass die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten in den vergangenen zwei Jahren auf rund 500 gestiegen sei.

Im Fixerstübli Quai 9 hätten vor drei Jahren rund 25 Prozent der Süchtigen Crack geraucht. Ein Jahr später seien es laut NZZ 45 Prozent gewesen. Vergangenes Jahr sei die Zahl gar auf 65 Prozent gestiegen.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?

Hier findest du Hilfe:

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Infodrog, Information und Substanzwarnungen

Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885

Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181

Vergiftungsnotfälle, Tel. 145

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