GIMS CountdownGenf, Mekka der Sportwagen
Es gibt viele gute Gründe, weshalb die schönsten Automobile
seit Jahrzehnten in Genf ihre Weltpremiere erleben.
- von
- Peter Ruch
Dass die erste Automobilausstellung der Schweiz in Genf organisiert wurde, lag in erster Linie daran, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Calvin-Stadt mehr Autos fuhren als im Rest der ganzen Schweiz. Ob es 1905, als der Auto-Salon in einem ehemaligen Wahllokal erstmals stattfand, auch schon Welt-premieren zu bewundern gab, ist allerdings unwahrscheinlich. Den Ruf, ein guter Boden für Weltpremieren zu sein, erhielt Genf erst Ende der 20er-Jahre – als Mercedes den SSK am Lac Léman vorstellte und Konkurrent Maybach ein Jahr später dem geneigten Publikum den grossartigen Zeppelin zeigte. Sogar die Amerikaner pilgerten über den Atlantik, der aussergewöhnliche Chrysler Airflow zum Beispiel erlebte in Genf 1934 seine (europäische) Premiere.
Dass die Schweiz neutral und eine finanzkräftige Kundschaft vorhanden war, kam dem Salon nach dem Zweiten Weltkrieg zugute. Bis die Automobilausstellungen in anderen Ländern wieder Fahrt aufnahmen, hatte sich Genf längst wieder etablieren können – und war ab den 50er-Jahren die beste Adresse für die schönsten, sportlichsten und teuersten Neuheiten. Die Italiener schätzen die Nähe, die Engländer die Lage – und das inter-nationale Publikum dankte es den Sportwagenherstellern und Meister-Designern mit grossem Interesse und hohem Zuschauerandrang. Als Studebaker und Arbel 1958 aber ankündigten, die weltweit ersten nuklear angetriebenen Fahrzeuge in Genf vorstellen zu wollen, hielten die Besucher allerdings Abstand, beide Wagen kamen dann aber ohne «Motor».
Genf hatte immer den Vorteil, dass sich das Geschäft bestens mit dem Vergnügen verbinden liess. Der Schah von Persien konnte am Genfersee zuerst etwas Politik betreiben und dann auf dem Salon seinen eindrücklichen Fuhrpark vergrössern. Auch Aga Khan tat solches und mancher fragwürdige Potentat aus fernen Ländern ebenfalls. Denn Genf war stets nicht nur eine Ausstellung, sondern auch eine ganz besondere Form von Verkaufsmesse; manchem Kleinhersteller sicherte der Genfer Salon das Überleben bis zur nächsten Austragung. Und auch die Journalisten liebten den Salon immer, weil die Wege so kurz sind, weil niemand ein Heimspiel hat und weil auch viele kleine Produzenten vor Ort sind.
Die Anzahl der Genfer Weltpremieren lässt sich längst nicht mehr überblicken: In diesem Jahrzehnt waren es jährlich zwischen 30 und 50 oder mehr. Erstaunlich ist dabei, dass die deutschen Marken nicht die IAA in Frankfurt und die französischen Hersteller nicht den Pariser Salon für ihre Premieren bevorzugen, sondern, eben: Genf. Was auch etwas damit zu tun hat, dass die grosse Show – mittlerweile nennt sich der Auto-Salon Geneva International Motor Show – in der Schweiz jedes Jahr stattfindet, nicht im Zweijahresrhythmus wie die anderen grossen Ausstellungen.
Alle wichtigen Infos zur Geneva International Motor Show finden Sie hier.