«Fifa 21»-LootboxenGericht verurteilt «Fifa»-Entwickler zu einer Geldstrafe von 10 Millionen Euro
Virtuelle Zufallsinhalte aus Lootboxen sind in den Niederlanden und Belgien ein grosses No-go. EA liess sich nichts anmerken und veröffentlichte diese in «Fifa 21» trotzdem. Jetzt gibts vom Gericht eins auf die Mütze.

- von
- Riccardo Castellano
Darum gehts
Lootboxen sind in den Niederlanden verboten.
EA hat diese in «Fifa 21» für das Land nicht entfernt.
Das Bezirksgericht verhängt EA nun eine Geldstrafe von bis zu 10 Millionen Euro.
EA findet das Urteil ungerechtfertigt und will den Entscheid anfechten.
Lootboxen – eine lukrative Methode in der Spieleindustrie, die in Verruf steht. Je nach Spiel erhält man nach dem Zufallsprinzip und gegen Echtgeld virtuelle Gegenstände. Seit 2018 sind diese Überraschungseier in den Niederlanden und auch Belgien verboten, denn dort zählen sie per Gesetz als illegales Glücksspiel, ausser es wurde eine entsprechende Lizenz dafür erteilt.
Über diese verfügen jedoch noch nicht alle Videospiele. Trotz Verbot ignorierten einige Entwickler den Entscheid. Erst 2019 konnte Belgien erfolgreich Druck ausüben und als erstes Land die Packs aus «Fifa» verbannen. Jetzt verhängt auch das Bezirksgericht Den Haag zusammen mit der niederländischen Glücksspielbehörde KSA dem Entwickler Electronic Arts (EA) eine Geldstrafe.
Millionen aus dem Lootbox-Kässeli
Laut der KS verstossen die Karten-Packs gegen das Gesetz. Zum einen, weil die Inhalte nicht bestimmbar oder beEinflussbar sind, und zum anderen, weil die Karten teilweise einen hohen Wert haben und gehandelt werden können. Da die Lootboxen im Ultimate-Team-Modus in «Fifa 21» also diese Kriterien des Glücksspiels erfüllen, muss EA in allen «Fifa»-Spielen die Zufalls-Packungen entfernen.
Sollte der Entwickler diesem Gerichtsentscheid nicht folgen, drohen Geldstrafen von bis zu 10 Millionen Euro. 500’000 Euro für jede Woche, in der die Lootboxen weiterbestehen. «Electronic Arts verletzt mit den ‹Fifa›-Packungen das Glücksspiel-Gesetz und besitzt hierzulande keine Lizenz», so die KSA gegenüber «PCGamer», «besonders Kinder und Jugendliche werden einem hohen Risiko ausgesetzt, daher braucht es strenge Massnahmen.»
Keine Einigung erzielt
Bisher sieht es so aus, als würde EA noch nicht den Schwanz einziehen. Das Unternehmen will den Entscheid anfechten. «Spieler aus aller Welt geniessen den ‹Fifa›-Ultimate-Mode seit Jahren. Wir sind daher enttäuscht von diesem Entscheid und was er für die niederländische Community bedeuten könnte», sagt EA in einem Statement gegenüber VGC.
EA glaubt nicht, dass ihr Produkt gegen die Glücksspiel-Gesetze im Allgemeinen verstosst. Die Entwickler bleiben offen für weitere Diskussionen mit den Behörden und werden jedoch weiterhin versuchen, die Lootboxen an den Mann – oder den Jugendlichen – zu bringen.
Erstes Verbot
Das Spiel mit den Lootboxen

Das Verbot von Glücksspiel-Elementen in Videospielen gilt seit Anfang 2018 in Belgien und Holland. Jedoch wurde dies von den grossen Namen in der Industrie zunächst ignoriert. Im September 2018 leitete der belgische Staat schliesslich eine strafrechtliche Untersuchung gegen EA ein. Die belgische Kommission für Glücksspiele sorgte erfolgreich dafür, dass Blizzard, Valve und 2K Games ihre Lootboxen deaktivierten. EA folgte erst im Januar 2019.
Nachdem nun Holland weitere Schritte einleitete, könnten auch weitere europäische Länder auf den Anti-Lootbox-Zug aufspringen. England gab im Juni 2020 bereits bekannt, in Zukunft ebenfalls einen genauen Blick auf die Lootboxen in Videospielen zu werfen, besonders in Anbetracht des potenziellen Risikos für Jugendliche.