Gespannte Stimmung vor dem Wochenende
Zwei Wochen nach Beginn der Unruhen dauern die Ausschreitungen in den französischen Vorstädten an. Auch am Freitagabend brannten wieder Autos. Die Polizei stellt sich auf ein heisses Wochenende ein.
Allein in Paris wurden 3000 Polizisten und 500 Polizeischüler aufgeboten, um für Ruhe zu sorgen. Schon die traditionelle Kranzniederlegung am Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges durch Präsident Jacques Chirac fand am Freitag unter dem Schutz von 2200 Polizisten statt.
Über Internet und SMS hatten Unbekannte zur Störung der Zeremonie auf den Champs-Élysées aufgerufen. Auch die Nahverkehrslinien ins Zentrum der Hauptstadt wurden unter besondere Überwachung gestellt, nachdem auch für die Pariser Innenstadt zu Gewaltaktionen aufgerufen worden war.
Versmmlungsverbot und Ausgangssperren
Am Freitagabend verhängte die Polizei für das Gebiet ein Versammlungsverbot. Mit Bangen sehen die Behörden zudem dem Fussball-Länderspiel Frankreich gegen Deutschland im Problemviertel Saint-Denis an nördlichen Stadtrand von Paris entgegen.
In mehreren Orten im ganzen Land galten in der Nacht erneut Ausgangssperren. Bereits am Donnerstag war in mehreren Départements der Verkauf von Benzin und Gasflaschen an Minderjährige verboten worden.
Hunderte Autos in Brand
Diese Massnahmen zeigten jedoch nur wenig Wirkung: Nach einer Bilanz der Polizei vom Freitagmorgen war die Zahl der Brandstiftungen erstmals seit mehreren Tagen nicht zurückgegangen. 463 Autos waren in Brand gesetzt worden, fast gleich viele wie in der Nacht zuvor. Rund 200 Personen wurden in der 15. Unruhenacht verhaftet, acht Polizisten erlitten Verletzungen.
Innenminister Nicolas Sarkozy verteidigte seine umstrittene Äusserung über die Unruhestifter. «Das sind Rowdys, Gesindel, das bekräftige und unterschreibe ich», sagte der Minister am Donnerstagabend in einem Interview des Fernsehsenders France 2.
Der Innenminister äusserte sich auch zur Suspendierung von acht Polizisten, von denen zwei einen Festgenommenen in einem Pariser Vorort vor einer laufenden Fernsehkamera geschlagen hatten. Er werde keine Übergriffe der Ordnungskräfte dulden, sagte Sarkozy.
Auslöser der Unruhen war der Tod zweier Jugendlicher in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois am Donnerstag vorvergangener Woche. Die Jungen hatten sich vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen versteckt und dort tödliche Stromschläge erlitten.
In den folgenden Nächten errichteten Jugendliche Barrikaden, setzten Müllcontainer in Brand und zerschlugen Schaufenster. Am vergangenen Wochenende hatten die Krawalle ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, als in einer Nacht landesweit über 1400 Fahrzeuge in Brand gesteckt und fast 400 Personen festgenommen worden waren.
(sda)