VW Corrado VR6 Gestatten, ein sportlicher Volkswagen-Granturismo
Mit dem VW Corrado präsentierte Volkswagen 1988 den ersten «richtigen» Sportwagen – und den bis heute einzigen, der in Serie gefertigt wurde.
- von
- B.v.Rotz
Volkswagen und Sportwagen, das geht eigentlich nicht gut zusammen. Bekanntlich baut der Erfolg der Wolfsburger ja auf dem millionenfach produzierten VW Käfer auf, der schliesslich vom Golf beerbt wurde. Und auch heute noch dominieren die Alltagsautos die Markenpalette. Selbst der VW Scirocco war nicht als Sportwagen, sondern als Familiencoupé positioniert.
Eine Ausnahme aber machte der VW Corrado, der Volkswagen ein sportlicheres Image verschaffen sollte.
Lange Entstehungsgeschichte
Bereits 1981 wurden in Wolfsburg erste Pläne für eine Ablösung des nicht so erfolgreichen Scirocco 2 geschmiedet. Schon Mitte 1982 lagen erste Entwürfe von Herbert Schäfer für das Entwicklungsprojekt EA 494 vor. Doch VW wurde von finanziellen Problemen geplagt und das neue Coupé drohte teurer zu werden als der aktuelle Scirocco.
So stockte die Entwicklung zunächst. Doch das Projekt reifte und wurde schliesslich zum Corrado, dem ersten Sportwagen von Volkswagen, wobei wir hier den VW-Porsche nicht mitzählen. Die Präsentation erfolgte im August 1988.
Technisch basierte der Corrado auf der Golf-Plattform, verfeinert um Passat-Elemente. 405 cm lang war das Coupé und 167,5 cm breit, bei 132 cm Höhe. Der Motor kam aus dem Golf und trieb die Vorderräder an. Dank eines Spiralladers entwickelte der 16-Ventil-Vierzylinder 160 PS.
Die Sache mit dem Heckflügel
Das vielleicht meistdiskutierte Element des neuen Corrado fiel im Ruhezustand kaum auf: der kleine Heckflügel, der erst bei 120 km/h automatisch um fünf Zentimeter ausgefahren wurde und so für eine Reduktion des Auftriebs um 64 Prozent sorgte.
Sofort machte man sich gerade in der Schweiz Sorgen, dass damit die Polizei sofort erkennen würde, wenn ein Corrado-Pilot auf der auf 120 km/h limitierten Schweizer Autobahn zu schnell fahren würde.
Abhilfe war schnell geschaffen. Die Schweizer Modelle fuhren den Spoiler bereits bei 80 km/h aus. Zudem gab es einen Knopf links vom Lenkrad, mit dem der Flügel von Hand – für Reinigungszwecke – ausgefahren werden konnte.
Bei Geschwindigkeiten unter 25 km/h fuhr der in die Hecklappe integrierte Flügel selbständig ein.
Doch noch ein Sechszylinder
Im September 1991 lieferte schliesslich Volkswagen den Sechszylinder nach, den viele schon bei der Lancierung des Modelles erwartet hatten. Es handelte sich um den bekannten VR6-Motor, der auch in Golf und Passat zum Einsatz kam. Im Corrado wies er aber einen Hubraum von 2871 cm3 vor, womit er 10:1 verdichtet satte 190 PS (140 kW) leistete.
Mit 1230 Kilogramm war er nur unwesentlich schwerer geworden, womit natürlich auch die Fahrleistungen einen kräftigen Schub erhielten. 7,1 Sekunden benötigte der VR6 für den Spurt von 0 auf 100 km/h, erst bei 233 km/h hörte der Vorrieb im damaligen Test auf. Dabei erwies sich das Coupé mit 11,5 Liter Testverbrauch noch nicht einmal als besonders durstig.
Am Lenkrad eines VR6
An Alltagstauglichkeit hat das kompakte Coupé seit damals kaum etwas eingebüsst. Der zuverlässige Wolfsburger ist übersichtlich und mehr als schnell genug für den heutigen Verkehr. Mit sechs Zylindern und 190 PS unter der Haube lässt er nichts anbrennen und offeriert auch akustische Reize, zumindest wenn die Gänge von Hand gewechselt werden. Besondere Fähigkeiten erfordert das Fahren im Corrado auch nicht; kein Wunder, hat sich das VW-Coupé zum beliebten Youngtimer entwickelt.
Weitere Informationen und viele Fotos zum VW Corrado VR6 gibt es auf www.zwischengas.com.

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