GesundheitskostenDiese Idee könnte Prämienzahler um 300 Millionen entlasten
Mit mehr Pflege von Familienangehörigen liesse sich der Anstieg der Pflegekosten halbieren. Doch nicht nur aus finanziellen Gründen lohnt sich die Angehörigenpflege.
Darum gehts
Die Gesundheitskosten steigen stark.
Wenn mehr Leute zu Hause gepflegt würden, wäre der Anstieg geringer.
Für die Pflege bekommen Familienangehörige Geld.
Die Gesundheitskosten stiegen bis Mitte 2023 um 7,85 Prozent. Überdurchschnittlich stark dürften deshalb auch die Krankenkassenprämien steigen. Einen nicht unbedeutenden Anteil der Kosten machen Spitäler und Pflegeheime aus. Doch etwa 300’000 Menschen pflegen ihre Familienangehörigen zu Hause – meist umsonst.
Dabei gibt es Firmen wie Asfam, die Familienangehörige einstellen, damit sie einen Lohn für die Pflegearbeit erhalten. Denn für die sogenannte Grundpflege, beispielsweise für die Hilfe bei der Essenseinnahme oder beim Aufstehen, braucht es nicht zwingend Fachpersonal.
So funktionierts
Die Finanzierung bei Asfam läuft wie bei der Spitex: Die Krankenkasse der pflegebedürftigen Person bezahlt den Betrag, der sich je nach Pflegefall unterscheiden kann. Asfam gibt Familienangehörigen 34.30 Franken Bruttolohn pro Stunde Pflege und entrichtet gemäss eigenen Angaben sehr grosszügige Sozialabgaben. Mit dem Rest finanziert sich die Firma.
Seit dem Start vor drei Jahren stieg die Anzahl der bezahlten Familien auf 570, wie Gründer Ruedi Kunz zu 20 Minuten sagt. Seit knapp zwei Jahren sei Asfam auch in der Westschweiz. Zu Beginn seien die Leute skeptisch gewesen, Geld für die Pflege von Familienangehörigen zu bekommen, doch nun sei das Geschäftsmodell etabliert.
Deutlich günstiger als das Spital oder Pflegeheim
Der Vorteil: Dieses Modell wirkt laut Gesundheitsökonomen nicht nur dem Mangel an Pflegepersonal entgegen, es ist auch günstiger als ein Heim- oder Spitalaufenthalt. Im Schnitt verrechne die Spitex wie beispielsweise Asfam pro Tag zweieinhalb Stunden Arbeitszeit, also etwa 130 Franken, sagt Kunz. Die Durchschnittskosten im Pflegeheim betragen knapp 240 Franken, im Spital laut BFS rund 2500 Franken.
Auch andere private Spitex-Organisationen bieten ein solches Modell und vor kurzem startete auch die Caritas ein Pilotprojekt. Kunz freut sich über die Konkurrenz, wie er sagt: «Wir sind dankbar, dass ein Grosser wie Caritas diese Familien unterstützt und Aufmerksamkeit bringt. Schliesslich sollte es nicht ums Geld gehen, sondern um die Unterstützung und Wertschätzung der pflegebedürftigen Menschen.»
Wird in deiner Familie jemand zu Hause gepflegt?
Wenn es mehr Angehörigenpflege gäbe, liesse sich der Anstieg der jährlichen Pflegekosten von rund 600 Millionen Franken auf etwa 300 Millionen Franken senken, sagt Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly. Dafür müsse aber auch mehr Technologie bei der Überwachung und Mobilität zum Einsatz kommen.
Die Angehörigen bei der Pflege einzubeziehen, sei aber nicht nur aus finanziellen Gründen wichtig: «Viele Seniorinnen und Senioren bevorzugen die Pflege zu Hause», so Schneuwly. Eine gute Zusammenarbeit der Angehörigen mit professionellen Pflegefachkräften sei wichtig, damit die jeweiligen Stärken zum Tragen kommen.
Gesundheitskosten steigen auf fast 20 Milliarden Franken
Die Kosten im Gesundheitswesen sind bis im Juni stark angestiegen. 19,8 Milliarden Franken wurden in den ersten sechs Monaten von Ärzten, Spitälern und anderen Leistungserbringern verrechnet. Im Vergleich zum Vorjahres-Halbjahr resultiert gesamthaft ein Plus von 7,85 Prozent. Zwar sind die steigenden Kosten nicht eins zu eins auf die künftigen Prämien übertragbar, doch die Tendenz nach oben zeigt sich in allen Kantonen. Am stärksten ist der Anstieg in Uri und Bern.
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