Drama von Biel«Getötet werden und töten»
Für Peter K., der die Polizei in Biel seit Mittwoch auf Trab hält, bedeutete die Zwangsversteigerung seines Hauses «das Ende». Das hat er in einem Brief an seinen Cousin geschrieben. Dieser schlug dann Alarm.
Im Fall Peter K. kommen neue Details ans Tageslicht. Der Rentner hatte drei Tage vor seinem Ausraster seinem Cousin einen Brief geschrieben. Der im Ausland lebende Cousin informierte darauf die Behörden, wie der stellvertretende Regierungsstatthalter von Biel, Philippe Garbani, in einem am Samstag veröffentlichten Interview auf der Internetseite des Westschweizer Fernsehens TSR sagte.
«Wir interpretierten den Brief des Mannes als Suizid-Ankündigung oder etwas ähnliches», erklärte Garbani weiter. Die Behörden seien deshalb davon ausgegangen, dass der Mann primär eine Gefahr für sich selber darstelle. «Die Gefahr für die Umwelt ist erst offensichtlich geworden, als der Rentner auf die Polizisten schoss», erklärte Garbani.
Der alleinstehende 67-Jährige sei entschlossen, das Haus bis zum Äussersten zu verteidigen. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass der Mann sich nicht weit von dem Gebäude entfernen wird.
Getötet werden und töten
Gemäss Garbani ist Peter K. davon überzeugt, dass die Polizei ihn töten wird. Falls der Mann die Gelegenheit habe, ein paar seiner erklärten Feinde umzubringen, werde er dies tun. Der Mann hege einen tiefen Hass auf alle Behörden - die Polizei sei für ihn geradezu des Teufels.
Der 67-Jährige war den Ämtern bereits vor dem Polizeieinsatz als Querulant bekannt. Persönlich erschien er zwar nicht auf der Verwaltung; er schrieb allerdings bis zu 100 Seiten lange Briefe. Darin entwarf der Schreibwütige ein äusserst seltsames, von aussen kaum nachzuvollziehendes Weltbild.
Imaginäre Vorwürfe
In seinen Briefen schrieb der Rentner stets aus einer Verteidigungshaltung: Er zählte Vorfälle auf, welche die Behörden ihm aus seiner Sicht zum Vorwurf machten oder machen könnten. Unter anderem fürchtete er, wegen Mordes an seinem Vater oder Vergewaltigung seiner Schwester verhaftet zu werden. Gemäss Garbani ist allerdings keiner der Vorfälle bei den Behörden dokumentiert.
Obwohl die Behörden von den Problemen des Mannes wussten, haben sie nicht ernsthaft eingegriffen, wie Philippe Garbani sagte. Vor ein paar Jahren habe es ein Entmündigungsverfahren gegeben - geschehen sei schliesslich nichts.
(sda)