Gewalt im Espenmoos: Kritik an Polizeieinsatz
Die Ausschreitungen nach dem Barragespiel im Espenmoos von Dienstagabend sorgen für Diskussionsstoff. Die Polizei habe mit ihrem plötzlichen Einfall unnötig provoziert, ärgern sich Fans. Der Einsatz sei angesichts der Lage angemessen gewesen, wehrt sich die Polizei.
- von
- Marius Egger
Nach den Ausschreitungen im St. Galler Espenmoos von Dienstagabend hagelt es Kritik am Vorgehen der Polizei. Zahlreiche Fans, die das Spiel im Espenmoos verfolgten, meldeten sich bei 20 Minuten Online. Der Tenor: Die Ausschreitungen werden «verabscheut», die Chaoten als «Vollidioten» beschimpft. Als Auslöser sahen viele jedoch «den völlig unverhältnismässigen» Polizeieinsatz.
«Das ganze St.Galler Publikum hatte während 90 Minuten nur ein Ziel: Die Mannschaft anzufeuern», schreibt Patrick. «Die Stimmung war weder gereizt noch aggressiv. Erst als die Polizei in ihrer Kampfmontur das Spielfeld betrat und ihre Gummischrotgewehre in die Menschenmenge richtete, fühlten sich die Fans provoziert.» Simon schreibt: «Für mich als friedlichen Besucher im grünen Sektor begann das Ganze, als die Polizei in Kampfmontur vor die Fans trat und mit Gummischrotgewehren auf die Fans zielte.»
Polizei verteidigt den Einsatz
Die Verantwortlichen der St.Galler Stadtpolizei verteidigen ihren «Einfall» im Stadion in der 83. Minute vehement. «Uns lagen Informationen vor, dass das Spielfeld gestürmt werden sollte», sagt der verantwortliche Einsatzleiter Harald Dürig. Verstärkt wurden die Befürchtungen, nachdem die Polizei in der Nähe des Restaurants Espenmoos ein Depot «mit einer grossen Anzahl von Schlagstöcken» gefunden habe. Auch die jüngsten Vorkommnisse bei Super-League-Spielen habe die Sensibilität erhöht.
Auf Empfehlung der Swiss Football League und in Absprache mit den Verantwortlichen des FC St.Gallen habe man verhindern wollen, dass dies passiere. «Es ging darum, den Spielbetrieb bis zum Schlusspfiff zu garantieren und Drittpersonen wie Spieler und Schiedsrichter zu schützen», so Dürig.
Mit der Kampfmontur habe die Polizei nicht Macht demonstrieren wollen, sagt Dürig. «Die gehört einfach zur Ausrüstung». Der Einsatzleiter sieht den Auslöser für den Eklat, «als einige Chaoten kurz nach Spielende das Spielfeld stürmen wollten». Die Polizei reagierte sofort mit Gummischrot. Dass zu jenem Zeitpunkt noch unschuldige Fans im Sektor standen, hielt die Polizei nicht zurück. «Der Gummischroteinsatz wurde gezielt nur gegen die Chaoten eingesetzt», wehrt sich Dürig.
Der Tränengas- und Pfeffersprayeinsatz erfolgte laut Dürig rund eine Stunde nach Spielschluss. Für ihn ist klar, dass zu diesem Zeitpunkt «nur noch die Chaoten vor Ort waren».
Für die Unbeteiligten Fans bleibt ein bitterer Nachgeschmack - nicht nur wegen dem Abstieg «ihres» FCSG. Dürig: «Wenn man nur unseren Einmarsch anschaut, mag das vielleicht unverhältnismässig erscheinen, aber auf Grund unserer Informationslage war er berechtigt.»