Gewerkschafter Gaillard wird Seco-Direktor
Der bisherige Gewerkschaftssekretär Serge Gaillard wird neuer Direktor für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (seco). Er löst Jean-Luc Nordmann ab, der Ende Januar 2007 in Pension geht.
Gaillard wird sein Amt am 1. Februar 2007 antreten. Er war seit 1993 für die Wirtschaftspolitik beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) zuständig und hatte in dieser Funktion auch zahlreiche Abstimmungskampagnen geführt. Ausserdem war er Mitglied verschiedener Expertenkommissionen zu arbeitsmarktbezogenen Themen wie der Arbeitslosenversicherung.
Gaillard verfügt über ein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich und hat bisher rund 30 Publikationen verfasst. Er sitzt auch im Bankrat der Schweizerischen Nationalbank.
Arbeitgeber skeptisch
Der Schweizerische Arbeitgeberverband habe die Person Gaillard als kompetenten und konstruktiven Gesprächspartner kennengelernt, sagte Direktor Thomas Daum. Weniger Freude mache den Arbeitgebern, dass ein so exponierter Gewerkschafter in diese Position komme.
Folgerung sei, dass sich Gaillard schnell aus seiner bisherigen Rolle lösen müsse. «Tritt er für einen liberalen, offenen und flexiblen Arbeitsmarkt ein, werden wir mit ihm gut zusammenarbeiten können. Sollte er hingegen die gewerkschaftliche Linie bedienen, gäbe es Probleme.»
Nachhaltiges Wachstum muss Ziel sein
Der Wirtschaftsdachverband economiesuisse stellt Forderungen an den neuen Direktor für Arbeit. Gaillard müsse vom völlig überrissenen und illusionären Positionspapier des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes mit dem Titel «Recht auf Soziale Sicherheit» Abschied nehmen, sagte Chefökonom Rudolf Walser gegenüber der SDA.
Das Positionspapier wurde vom SGB-Kongress Anfang Monat gutgeheissen. Verabschieden müsse sich Gaillard von den Vorstellungen des SGB über einen umfassenden Service Public ohne jede Liberalisierung, von um 10 Prozent höheren Bildungsausgaben, vom Altersrücktritt mit 62 Jahren und vom Recht auf Weiterbildung.
Solche Forderungen schadeten dem Wirtschaftstandort Schweiz in hohem Mass, erklärte Walser. Ziel von Serge Gaillard in seiner neuen Funktion müsse ein nachhaltiges Wachstum sein, die beste Voraussetzung für eine hohe Beschäftigung.
SGB gratuliert
SGB-Präsident Paul Rechsteiner sagte, Gaillard werde nun einen neuen Hut anhaben. Der SGB sei aber überzeugt, dass er in seiner neuen Funktion ausgezeichnete Arbeit leisten werde. «Gewerkschaften wird es dennoch weiterhin brauchen.»
Für Forderungen an den neuen Direktor für Arbeit sei die Zeit noch nicht reif. Vorläufig freue sich der SGB über die Ernennung und gratuliere seinen Chefökonomen. Es sei das erste Mal in der Geschichte, dass die Direktion für Arbeit mit einem Gewerkschaftsvertreter besetzt werde.
Von SP und CVP begrüsst
CVP und SP trauen Gaillard den Rollenwechsel vom Vertreter der Gewerkschaften zum Ansprechpartner für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu. SP-Sprecherin Claudine Godat sagte, der SGB-Chefökonom sei über die Gewerkschaften hinaus als ausgewiesener Fachmann bekannt. Er habe grosse Erfahrung im Umgang mit allen Sozialpartnern.
Als Wirtschaftspartei stehe die CVP zur Sozialpartnerschaft, sagte Kommunikationschefin Marianne Binder. Es sei taktisch richtig, einen Gewerkschaftsvertreter als Ansprechpartner für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu wählen. Die SVP kommentierte die Ernennung von Gaillard nicht.
(sda/ap)