WM 2022«Realitätsverweigerung» – so fallen Reaktionen auf Infantino-Rede aus
Gianni Infantino bereitet sich selbst die grosse WM-Bühne. Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel holt der Fifa-Präsident weit aus – und stellt sich an die Seite von Katar. Dafür wird er stark kritisiert.
Die kuriosen Aussagen von Infantino im Video.
Darum gehts
Gianni Infantino wird für seine Rede im Vorfeld der WM stark kritisiert.
Der Fifa-Präsident teilte zum Rundumschlag aus.
Viele fordern den Rücktritt des 52-Jährigen.
Fifa-Präsident Gianni Infantino sorgte am Samstag mit einer wilden Rede für Aufsehen. Er trat vor die Journalistinnen und Journalisten und begann die Rede wie folgt: «Heute fühle ich sehr starke Gefühle, heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant.» Dafür, dass er nicht angeführt hatte, sich als Frau zu fühlen, entschuldigte sich der 52-jährige Infantino mit einer Geste und sagte: «Ich habe vier Töchter.»
Er holte einen Tag vor WM-Start (den Spielplan findest du hier) ausserdem zum Rundumschlag aus und wies die Kritik an der Veranstaltung als «Heuchelei» zurück. «Was im Moment passiert, ist zutiefst, zutiefst ungerecht.» In den sozialen Medien wird der Walliser nun für diese Rede angeprangert. Nicholas McGeehan von der Menschenrechtsorganisation Fairsquare meinte: «Die Äusserungen von Gianni Infantino waren ebenso krass wie ungeschickt und lassen darauf schliessen, dass der Fifa-Präsident seine Argumente direkt von den katarischen Behörden erhält.»
«Sternstunde der Realitätsverweigerung»
Ein Nutzer meinte: «Wow, das ist beleidigend und peinlich zugleich – ein toller Start in diese Weltmeisterschaft!» Weiter heisst es: «Das ist eine Schande für diesen Sport und für die Menschheit.» In zahlreichen Tweets wurde Infantino beleidigt. Ein User schrieb beispielsweise, dass Infantino «die peinlichste aller peinlichen Fremdschämfiguren» sei.
Satiriker Micky Beisenherz meinte: «Die Rede von Infantino ist wirklich eine Sternstunde der Realitätsverweigerung. Er, ein ehemals rothaariges Kind, fühlt die gemobbten Kataris und klagt als oberster Entwicklungshelfer der Fifa den ignoranten Westen an.» Hierbei sprach der 45-jährige Deutsche den Moment der Infantino-Rede an, als dieser meinte: «Ich weiss, was Diskriminierung bedeutet. Als Kind wurde ich wegen meiner roten Haare, meiner Sommersprossen und meiner schlechten Deutschkenntnisse ebenfalls diskriminiert.»
«Ohne Kulturwandel ändert sich nichts»
Innert kürzester Zeit wurde der Hashtag Infantino auf Twitter zum Trend Nummer eins. Die Journalistin Bonita Mersiades fand klare Worte: «Wir brauchen eine neue Fifa. Ohne Kulturwandel ändert sich nichts. Infantino und die anderen in mächtigen politischen Positionen sind nicht in der Lage, die Kultur zu verändern.»
Auch weitere Nutzer forderten den Rücktritt des 52-Jährigen: «Eine Beleidigung auf höchstem Niveau. Gehen Sie, treten Sie zurück. Ihre Zeit ist abgelaufen!» Jemand anders schrieb: «In jedem Verband würde man nach so einem Interview zum Rücktritt aufgefordert werden.»
Die am Sonntag beginnende Fussball-Weltmeisterschaft ist die erste in einem arabischen Land. Katar als WM-Gastgeber steht seit Jahren wegen seines Umgangs mit ausländischen Arbeitskräften, mit Frauen und Vertretern der LGBTIQ-Gemeinschaft in der Kritik. Homosexualität ist in dem Emirat strafbar. Viele Userinnen und User sind aus diesem Grund von der Rede enttäuscht, sie erwarteten mehr. Henry Winter von der «Times» meinte so beispielsweise: Infantino «lebt in einer Blase, verwandelt sich in Blatter, bringt sich und das Spiel in Verlegenheit.»
LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?
Hier findest du Hilfe:
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Du-bist-du.ch, Beratung und Information
InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen, Tel. 079 104 81 69
Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen
Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
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