Kanton BernGibt es bald eine Kastrationspflicht für Katzen?
Heute startet der Berner Grossrat in die Session. Er wird entscheiden, ob im Kanton Bern eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen eingeführt wird. Dies, um die Zahl der verwilderten Katzen zu senken.
Darum gehts
In der Schweiz leben schätzungsweise 300’000 verwilderte Katzen.
Viele davon sind nicht kastriert und vermehren sich unkontrolliert.
Der Berner Grossrat wird darüber entscheiden, ob im Kanton Bern eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen eingeführt wird.
In der Schweiz leben über 1,7 Millionen Katzen, viele davon sind verwildert. «Wir gehen davon aus, dass es in der Schweiz rund 300’000 herrenlose Katzen gibt», sagt Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin der Tierschutzorganisation Netap. Gerade im Kanton Bern sei die Lage dramatisch. «Wir erhalten beinahe täglich Meldungen von Personen, die Katzenelend beobachten», so Geisser.
Viele Personen seien sich der Kosten und des Aufwandes nicht bewusst, der mit der Anschaffung von Katzen einhergehe. «Entsprechen die Katzen nicht mehr den ursprünglichen Erwartungen der Halter, werden sie oft ausgesetzt, vorzugsweise auf Höfen, in der Annahme, dass die Katzen es dort gut hätten.» Da diese Katzen oftmals nicht kastriert seien, würden sie sich dann ungehindert fortpflanzen. «Viele dieser Katzen leiden an Hunger und an unbehandelten Krankheiten. Jedes Jahr werden zudem Tausende unerwünschter Kätzchen getötet.»
Grossrat entscheidet
Die einzige Lösung sei eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, sagt Geisser. Tierschützer setzen sich schweizweit dafür ein, dass diese eingeführt wird. Im Kanton Bern ging ein entsprechendes Postulat ein, dass von Grossrat David Stampfli (SP) und zwei weiteren SP-Politikern eingereicht wurde. Der Grosse Rat des Kantons Bern wird in der Session, die am Montag beginnet, über den Vorstoss entscheiden. Wird dieser angenommen, ist Bern der erste Kanton der Schweiz, der eine solche Kastrationspflicht einführt. Der Weg für eine Kastrationspflicht sei aber beschwerlich, so Geisser: «Die Chancen, dass das Postulat angenommen wird, sind gering, solange die Politiker das Elend vor der eigenen Tür einfach ignorieren.»
Die Gefahr, dass man keine Katzen mehr bekommen würde, bestünde jedoch nicht, sichert Geisser zu. «In den Tierheimen warten viele Katzen auf ein gutes Zuhause.» Die Adoption von Katzen sollte ohnehin nur erfolgen, wenn man sich mit deren Bedürfnissen intensiv auseinandergesetzt habe, so Geisser.
«Alle Katzen kastrieren zu wollen, geht zu weit»
Der Berner Grossrat Alexander Feuz (SVP) ist gegen den Vorstoss: «Ich finde dies den falschen Ansatz. Alle Katzen kastrieren zu wollen, geht zu weit. Besser wäre, wenn die Personen, die ie Tiere aussetzen, mit der vollen Härte des Gesetztes bestraft werden.» Feuz appelliert an die Eigenverantwortung der Halter: «Ich finde es nicht richtig, dass beispielsweise die Katze eines Bauern kastriert wird, die ihm jahrelang zuvor Junge gebracht hat.»
Auch Grossrat Hansjörg Rüegsegger (SVP) ist gegen das Postulat: «Die Einführung einer kantonalen Kastration von Katzen führt zu einem enormen administrativen Aufwand. Ich bin der Meinung, dass es mehr Sinn ergibt, wenn solche Massnahmen nur dort eingesetzt werden, wo sie auch wirklich gebraucht werden. Lokal, in den Gemeinden, in denen es solche Probleme gibt.»
Berner Tierschutzpreis

Die Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap) erhielt für ihr Engagement den diesjährigen Berner Tierschutzpreis. Netap setze sich seit Jahren für die Tierheime im Kanton Bern ein und leistet laut dem Dachverband der Berner Tierschutzorganisationen (DBT) einen grossen Einsatz bei der Kastration und medizinischen Versorgung von Hunderten herrenlosen Katzen.