Glarner Tourismus wirbt mit rauchenden Kindern und erntet Kritik

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GlarusAm Fridolin-Tag dürfen Kinder rauchen – jetzt gibts heftige Kritik am Brauch

Wenn das Glarnerland  seinen kantonalen Schutzpatron St. Fridolin feiert, dürfen auch Kinder rauchen. Die Tradition stösst auf Unverständnis.

von
Thomas Obrecht
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Glarnerland Tourismus wirbt mit rauchenden Kindern für Brauch und erntet Kritik.

Glarnerland Tourismus wirbt mit rauchenden Kindern für Brauch und erntet Kritik.

glarnerland.ch
«Rauchende Kinder passen nicht mehr in unser Gesellschaftsbild. Dies im Rahmen eines Brauchs zu fördern, widerspricht jeder Prävention», sagt Yvonne Feri, Stiftungspräsidentin von Kinderschutz Schweiz.

«Rauchende Kinder passen nicht mehr in unser Gesellschaftsbild. Dies im Rahmen eines Brauchs zu fördern, widerspricht jeder Prävention», sagt Yvonne Feri, Stiftungspräsidentin von Kinderschutz Schweiz.

20min/Marco Zangger
«Solche Bräuche sind nicht mehr zeitgemäss», sagt auch Claudia Künzli von der Lungenliga Schweiz.

«Solche Bräuche sind nicht mehr zeitgemäss», sagt auch Claudia Künzli von der Lungenliga Schweiz.

20min/Tobias Bolzern

Darum gehts

«Wo die grossen Feuer brennen und Kinder Zigaretten und Nielen rauchen»: Zum heiligen Fridolin dürfen die Kinder im Glarnerland rauchen, wie auf der Website von Glarnerland Tourismus zu sehen ist. Dass mit rauchenden Kindern für den Brauch geworben wird, sorgt aber für Kritik.

«Rauchende Kinder passen nicht mehr in unser Gesellschaftsbild. Dies im Rahmen eines Brauchs zu fördern, widerspricht jeder Prävention», sagt Yvonne Feri, Stiftungspräsidentin von Kinderschutz Schweiz. Sie fordert Glarnerland-Tourismus auf, die Berichterstattung diesbezüglich zu überdenken. Zudem appelliert sie an die Verantwortlichen, den Brauch abzuändern.

«Solche Bräuche sind nicht mehr zeitgemäss», sagt auch Claudia Künzli von der Lungenliga Schweiz. Auch ein traditioneller Anlass sei kein Grund, Kinder und Jugendliche zum Tabakkonsum zu animieren. «Rauchen ist für Kinder und Jugendliche besonders gesundheitsschädlich, da ihre Lungen noch nicht vollständig entwickelt sind», so Künzli. 

«Solche Bräuche sind zentral für die Identität des Glarnerlands»

Simone Buchmann, Sprecherin beim Bundesamt für Gesundheit BAG, sieht es ebenfalls kritisch: «Durch einen Nikotinkonsum wird eine Reihe gesundheitlicher Probleme riskiert, wie Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder den verfrühten Tod.» Zudem hätten Menschen, die früh mit dem Rauchen beginnen, später mehr Mühe, damit aufzuhören.

Fridolin Hösli, Geschäftsführer von VISIT Glarnerland, verteidigt den Brauch. «Solche Bräuche sind zentral für die Identität des Glarnerlands», sagt Hösli. Das Rauchen werde grundsätzlich nicht unterstützt, aber da es nur einmal pro Jahr erlaubt sei, fechte man es auch nicht an. «Das Fridlisfüür ist aber auf keinen Fall ein Werbespot für rauchende Kinder», betont Hösli.

Auch Roland Wermelinger von der Staatskanzlei Glarus besänftigt: «Den meisten Kindern und Jugendlichen schmecken die Zigaretten gar nicht. Sie werfen sie nach wenigen Zügen wieder weg.» Er glaube deshalb nicht, dass man damit eine Abhängigkeit fördere. «Ich habe aber Verständnis, wenn man das Rauchen der Kinder auch am Feiertag verbieten würde.» 

Ist es in Ordnung, wenn Kinder am «Fridlisfüür» rauchen dürfen?

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