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Gletscher zum Schutz mit Folie abgedeckt

Die Andermatt Gotthard Sportbahnen haben am Dienstag einen Teil des Gurschengletschers mit Folie abgedeckt. Dies soll die Schmelze während des Sommers stark verringern.

Die Umweltverbände kritisierten umgehend die Aktion.

Die Sportbahnen begründeten die Abdeckung in einer Mitteilung damit, dass sich der Gurschengletscher am 2961 Meter hohen Gemsstock in den letzten 15 Jahren um 20 Meter abgesenkt habe. Ohne Kunstbauten sei es zu Beginn der Skisaison nicht mehr möglich, die Pisten auf dem abgesunkenen Gletscher zu erreichen.

Bislang behalf man sich mit einer eigens aufgebauten Rampe. Der Arbeitseinsatz und der Maschinenaufwand, um die Abfahrtspiste für den Saisonauftakt herzurichten, waren aber gross. Eine künstliche Beschneiung ist nicht möglich, weil es an Wasser und Strom fehlt.

Die Sportbahnen hoffen nun, mit der Folie einen Ausweg gefunden zu haben. Am Dienstagmorgen wurden rund 2500 m2 des Gletschers abgedeckt. Es handelte sich dabei um die Abfahrtsrampe sowie um Fels und Firn beim Abgang Nord des Gletschers.

Dünne weisse Folie

Das Vlies ist von weisser Farbe und 3,8 Milimeter dick. Es besteht aus Polyester und Polypropylen und soll durch den Aufbau von Kältebrücken den Schmelzvorgang reduzieren. Herstellerin ist die Fritz Landolt AG in Näfels GL.

Im Herbst wird das Vlies wieder abgebaut. Es soll im nächsten Sommer wieder eingesetzt werden. Die Gletscherabdeckung wird von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich wissenschaftlich begleitet.

Der Gurschengletscher ist der erste Schweizer Gletscher, der eingepackt wird. In Österreich wurden bereits im letzten Jahr versuchsweise Flächen abgedeckt. Die Universität Innsbruck teilte im März mit, es seien damit erste Erfolge erzielt und an exponierten Stellen eineinhalb Meter Gletscherschnee erhalten worden.

Keine Ursachenbekämpfung

Die Umweltorganisationen in der Schweiz können mit dieser Art von Gletscherschutz aber nur wenig anfangen und empfehlen griffige Klimaschutzmassnahmen. Das Beispiel zeige, wie kostspielig symptom- bekämpfende Massnahmen sein könnten, scheibt der WWF.

Frischhaltefolien, Schneekanonen und Verbauungen gegen rutschende Hänge könnten allenfalls kurzzeitig Symptome lindern, hält Greenpeace fest.

Pro Natura ist zwar bereit, das Andermatter-Projekt im Sinne eines wissenschaftlichen Versuchs zu tolerieren. In landschaftlich besonders wertvollen Gebieten würden solche Abdeckungen aber nicht akzeptiert. (sda)

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