KlimawandelGletschereis gibt alte Schätze frei
Weil die Gletscher schmelzen, stossen Wanderer immer öfter auf Objekte aus der Vergangenheit, die im Eis eingeschlossen waren.
- von
- Santina Russo
Die Klimaerwärmung lässt die Gletscher in den Alpen schmelzen. Dadurch kommen Gegenstände zum Vorschein, die zuvor teils jahrtausendelang im Eis eingeschlossen waren. Diese werden oft von Bergsteigern und Wanderern entdeckt.
«Es ist wichtig, die Funde so schnell wie möglich zu bergen», sagt Thomas Reitmaier, Leiter des Archäologischen Dienstes des Kantons Graubünden. Denn nur solange sie im Eis eingeschlossen sind, bleiben selbst Textilien oder Holzstücke unversehrt. Sind sie aber erst aus ihrem eisigen Tresor befreit, zerfallen sie innert Tagen oder Wochen. Deshalb rufen die Bündner Archäologen im derzeit laufenden Projekt «kAltes Eis» Wanderer zur Mithilfe auf (siehe Box). Zudem suchen die Archäologen in den Bündner Alpen systematisch die Ränder von Eisfeldern ab.
Dabei berechnet ein Vorhersagemodell, an welchen Stellen die Wahrscheinlichkeit für Funde am höchsten ist. Auf diese Weise konnten die Archäologen in den letzten Jahren unter anderem eine römische Silbermünze und Teile von rund 400 Jahre alten Tragegestellen aus Holz bergen. Die Funde geben Aufschluss darüber, welche alpinen Wege und Pässe die Menschen in der Vergangenheit benutzt haben, wie weit sie reisten und wer mit wem Handel trieb.
Auch in diesem Jahr stöberten Wanderer bereits einen ersten Fund auf: bearbeitete Tierknochen, die wahrscheinlich von Steinzeitmenschen stammen. Archäologe Reitmaier: «Jetzt geht die Suche erst richtig los.»
«Wissen»
in 20 Minuten wird unterstützt durch die GEBERT RÜF STIFTUNG und die Stiftung Mercator Schweiz.
Was tun bei einem Fund?
Archäologischen Fundstücken aus dem Eis sieht man ihr Alter nicht an. Sie können 50 oder auch 6000 Jahre alt sein. Deshalb sollten auch die unscheinbarsten Gegenstände gemeldet werden: neben Metallteilen und Knochen auch Holzstücke und Leder- oder Textilfetzen. Finder sollten:
- Objekte grundsätzlich unverändert liegen lassen und auf keinen Fall versuchen, diese aus dem Eis zu befreien oder sogar freizupickeln.
- Position und Art des Fundes so gut wie möglich dokumentieren – mittels Fotos, Skizzen, Markierung auf der Karte.
- Umgehend die zuständige kantonale Stelle informieren.