Gluthitze: Das ist nicht mehr lustig
Während in der Schweiz gestern rekordhohe Temperaturen gemessen wurden, sind in Frankreich bereits 40 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen. Vielenorts fällt der Strom aus. Wo ein bisschen Regen auf die ausgetrockneten Böden fällt, sind Überschwemmungen und Erdrutsche die Folge.
Die Hitzewelle hat gestern in der Schweiz einen neuen Höhepunkt erreicht. In Sitten kletterte das Thermometer am Nachmittag auf rund 36 Grad und damit auf einen neuen Jahreshöchstwert. Die bisherige Rekordtemperatur war am vergangenen Freitag mit 35,4 Grad an den aargauischen Stationen Buchs-Suhr und Würenlingen registriert worden. Die 35-Grad-Marke wurde am Dienstag auch an den Stationen Basel-Binningen, Genf-Cointrin und Zürich-Kloten überschritten oder erreicht.
Auch die Temperaturen in Südspanien, im Südwesten Frankreichs und im Nordwesten Italiens stiegen erneut auf rund 35 Grad Celsius.
Zahl der Hitzetoten steigt
In Frankreich starben etwa 40 Menschen an den Folgen der Hitzewelle. Diese neueste Bilanz gab ein Forschungsinstitut für Seniorengesundheit in Paris bekannt. Bei vielen der Opfer handelt es sich um ältere Menschen.
Im südfranzösischen Badeort Saint-Tropez fiel am Montagabend wegen der Hitze der Strom aus. Umweltschützer kritisierten eine Ausnahmegenehmigung für Frankreichs Atomkraftwerke, die wegen der Hitze wärmere Abwässer in die Flüsse leiten dürfen. Die Folgen für Fische in den Gewässern seien nicht absehbar.
In Tschechien führte die Hitze zu einer Überlastung des Starkstromnetzes. Zahlreiche Leitungen seien deshalb ausgefallen, sagte ein Sprecher der halbstaatlichen Gesellschaft für Energieverwaltung CEPS in Prag. Die Organisation habe den Notstand ausgerufen, sagte er. Grössere Unternehmen müssten die Produktion auf unbestimmte Zeit drosseln.
In Deutschland werden am Donnerstag im Südwesten und in Brandenburg Temperaturen von bis zu 39 Grad Celsius erwartet. Wegen der Hitzewelle forderte der Deutsche Tierschutzbund einen Stopp von Tiertransporten. Zumindest sollte der Transport von Vieh auf die Nachtstunden verlegt werden, erklärte die Organisation.
Im italienischen Turin beschädigte ein Tornado rund 50 Autos und mehrere Häuser. In der Region Trentino war die Feuerwehr bei schwerem Sturm die ganze Nacht im Einsatz. Heftige Regenfälle lösten Erdrutsche aus und liessen Flüsse über die Ufer treten. In weiten Teilen des Landes herrschte weiter höchste Hitze-Alarmstufe.
Stromsparen in Kalifornien
Wegen der anhaltenden Rekordhitze im US-Bundesstaat Kalifornien verdonnerte Gouverneur Arnold Schwarzenegger die Behörden zum Stromsparen. So sollen in staatlichen Büros in den Spitzenzeiten «mindestens 25 Prozent» weniger Strom verbraucht werden.
Die Temperaturen lagen am Montag bei 35 Grad Celsius in Los Angeles, fünf Grad weniger als am Sonntag. Im New Yorker Stadtteil Queens kam nach acht Tagen Stromausfall wieder fast überall Elektrizität aus den Steckdosen. (sda)