Goldschmuck in der Knochengrube

Aktualisiert

Goldschmuck in der Knochengrube

Die Zürcher Stadtarchäologen haben bei der Ausgrabung auf dem Grossmünsterplatz ein geheimnisvolles Paar goldener Ohrringe gefunden. Der Fund wird als aussergewöhnlich bezeichnet.

Dies, weil Beigaben im christlichen Begräbnisbrauchtum normalerweise keinen Platz haben, wie die Stadt Zürich am Dienstag bekannt gab.

Nach dem spektakulären Fund einer grossen Knochengrube haben Archäologen nun an derselben Stelle einen weiteren spektakulären und geheimnisvollen Fund gemacht. In einer Erdschicht über der Knochengrube lag ein Paar Ohrringe aus Gold. Der mit kleinen weissen und grünen Kügelchen aus Email besetzte Schmuck stellt mit seiner zierlichen Machart ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst dar.

Art und Fundlage zeigen, dass die Schmuckstücke wohl im 17. Jahrhundert einer Person mit ins Grab gegeben wurden. Da Beigaben im christlichen Begräbnisbrauchtum normalerweise keinen Platz haben, müssen ganz spezielle Umstände zu einer Übertretung dieser Sitte geführt haben, wie es weiter heisst. Nicht einmal die sterblichen Überreste der Person, zu der der Schmuck einst gelegt worden war, sind erhalten geblieben.

Bei der Anlage des heutigen Platzniveaus ist der Boden an dieser Stelle kräftig abgegraben worden, und dabei sind alle höher liegenden Bestattungen beseitigt worden. Unmittelbar neben den Ohrringen war jedoch ein Skelett erhalten geblieben. Dies zeigt den Archäologen, dass der Schmuck wirklich in Gräbertiefe lag.

Kleine Ösen am Verschluss der Ohrringe zeigten zudem, dass offensichtlich nicht alles ins Grab kam. Wahrscheinlich war an den Ösen je ein Gehänge befestigt. Die Stadtarchäologen werfen die Frage auf, ob es möglicherweise mit zu wertvollen Steinen besetzt war, um auch diese dem Boden zu übergeben. (dapd)

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