Erfolgsgeschichte: Gratis ÖV-Ticket für Touristen boomt

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ErfolgsgeschichteGratis ÖV-Ticket für Touristen boomt

Das gratis Tram- und Bus-Ticket der Stadt Bern für Gäste hiesiger Stadthotels ist ein Erfolg. Eine Jahresbilanz zeigt steigendes Interesse.

miw /sda
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Der Berner öV wird durch das Bern-Ticket auch rege von Touristen genutzt.

Der Berner öV wird durch das Bern-Ticket auch rege von Touristen genutzt.

650'000 Bern-Tickets wurden seit dem 1. Juni des vergangenen Jahres an Touristen in Bern abgegeben. In 35 Hotels, 40 Airbnb-Wohnungen, 37 Bed&Breakfast-Betrieben, zwei Campings, einem Quartieramt und einem Pfadiheim erhalten laut Bern Tourismus heute Gäste ein Bern-Ticket.

Das sind insgesamt 116 Häuser. Dazu kommen vier Betriebe ausserhalb der Stadt. Mitte Juli 2014 waren es noch 83 Übernachtungsbetriebe gewesen.

Sowohl von den Hotels als auch von den Gästen her seien bisher gute Rückmeldungen eingegangen, sagt Michael P. Keller, Vizedirektor von Bern Tourismus. Und die vor der Lancierung vorhanden gewesenen Ängste wegen Missbrauchs des Tickets hätten sich als unbegründet erwiesen.

Positive Nebeneffekte

Das Bern-Ticket hat laut Keller und dem Präsidenten von Bern Tourismus, Alec von Graffenried, zudem zwei erfreuliche Nebenaspekte. Erstens lassen sich vermehrt Airbnb-Anbieter bei den Behörden registrieren, weil auch sie das Bern-Ticket an Gäste anbieten möchten. Das spült Bern Tourismus mehr Übernachtungsabgaben in die Kasse.

Zudem geht die Zahl der ausländischen Touristen zurück, welche wegen falsch gelöster Billette in Billettkontrollen der öffentlichen Verkehrsbetriebe hängen bleiben.

Finanziert wird das Bern-Ticket über einen Zuschlag von 1.50 Franken pro Gast auf die Übernachtungsabgabe.

125-jähriges Jubiläum

Bern Tourismus feiert in diesem Jahr das 125-jährige Bestehen. Dies ohne grossen Pomp, sondern lediglich mit einer «gediegenen Mitgliederversammlung» am Dienstag in einem Berner Fünfsternhotel, wie von Graffenried sagte. Die finanziellen Mittel stecke man lieber ins Tagesgeschäft.

In diesem Geschäft sieht von Graffenried seine Organisation gut unterwegs. Bern Tourismus sei gut vernetzt, habe die Region Bern integriert, die Marke «BERN» gut eingeführt und mit Erfolg um einen vier- statt bisher zweijährigen Leistungsvertrag gekämpft.

Eine Herausforderung werde für Bern Tourismus die kommunale Tourismusförderungsangabe (TFA) sein, welche die Stadt Bern einführen will. Bern Tourismus werde sich nämlich sozusagen zwischen Stuhl (neu abgabepflichtige Betriebe) und Bank (bisher abgabepflichtige Betriebe) befinden.

In dieser Situation werde es für die Organisation gelten, neutral zu bleiben. Von Graffenried geht davon aus, dass die Vorlage im Berner Stadtrat durchkommt, dass es aber danach zu einer Referendumsabstimmung kommt. «Ich hoffe, es kommt nicht zu einem Bern-Tourismus-Bashing», sagte von Graffenried.

Lergier wünscht sich mehr Hotelbetten

Ebenfalls eine Herausforderung ist nach den Worten Markus Lergiers, des Direktors von Bern Tourismus, in den Spitzenzeiten Gästen genügend Hotelbetten anbieten zu können. Deshalb wünsche sich die Organisation mehr Hotels in Bern.

Lergier gab auch bekannt, im vergangenen Jahr hätten erstmals mehr Chinesen (inklusive Hong Kong und Taiwan) in Bern übernachtet als US-Amerikaner. Und sprach von einer Zunahme der Logiernächte in Stadtberner Hotels von drei Prozent im ersten Trimester 2015 im Vergleich zur selben Vorjahresperiode.

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