Kanton SchwyzGratis-Sex-Workshop für Schwule wird kritisiert
Für neu HIV-infizierte Schwule gibt es vom Bund bezahlte Workshops im Kanton Schwyz. Laut einer Mutter würden aber einige das Angebot ausnutzen und Sex-Orgien feiern.
- von
- msa
In einem Hotel im Kanton Schwyz finden jeweils im Herbst und im Frühling Workshopweekends für HIV-neudiagnostizierte homosexuelle Männer und ihre Partner statt. Organisiert werden die Kurse von Checkpoint Zürich und Genf. Im Flyer zum Angebot heisst es unter anderem: «Wir bieten dir und wenn du hast deinem Freund ein Wochenende an, an du dich mit anderen HIV-positiven schwulen Männern austauschen kannst. Wir bieten dir Workshops, eine gute Atmosphäre und viel Freiraum.»
Die Workshops sollen den Betroffenen helfen, besser mit der Infektion umgehen zu können. «Es werden von Fachleuten Workshops zu medizinischen sowie rechtlichen Fragen, zur psychischen und psychosozialen Gesundheit für ein Leben mit einer HIV-Diagnose angeboten», teilte Stephan Dietiker, Angestellter der Aids Hilfe Zürich und Checkpoint, auf Anfrage mit. Bezahlt werden die Seminare vom Bundesamt für Gesundheit, für die Männer ist die Teilnahme gratis.
«Staatlich finanzierte Sex-Orgien»
Offenbar soll im Hotel aber mehr als Theorie betrieben werden. Wie eine Mutter eines Teilnehmers gegenüber dem «Boten der Urschweiz» kritisierte, seien es «staatlich finanzierte Sex-Orgien». Das Gratis-Wochenende werde von zahlreichen schwulen Männern aus der ganzen Schweiz, zum Teil auch mehrmals im Jahr, benutzt.
Knapp 200'000 Franken für Workshops
Dietiker sagt zu den Vorwürfen: «Wir vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben der Teilnehmer. In begründeten Einzelfällen ist auch eine Teilnahme möglich, wenn die Diagnose schon etwas länger vorliegt.» Zu möglichen sexuellen Handlungen der Teilnehmer sagt er: «Es gibt kein Workshopangebot mit sexuellen Aktivitäten am Seminar. Was die Teilnehmenden nach Ende des Workshopprogramms in ihrer Privatsphäre tun, entzieht sich dem Wissen der Kursleitung.»
Daniel Bach, Kommunikationschef des BAG, sagte auf Anfrage: «Das Bundesamt finanziert die Workshops mit weniger als 200'000 Franken pro Jahr mit.» Das BAG werte jeden Workshop im Detail aus. Die Kurse haben sich über die Jahre bewährt: «Die Betroffenen wissen am Ende viel besser, wie sie mit der Infektion umgehen können. Sie lernen etwa, wie wichtig es ist, dass sie rechtzeitig mit einer Therapie beginnen, damit die Krankheit nicht ausbricht. Ihre Selbstkompetenz wird gestärkt und sie lernen, ihr Umfeld gezielt einzubeziehen.» Das BAG stehe weiterhin hinter der Art und Weise, wie die Workshops mit HIV-infizierten Männern durchgeführt werden und hält diese für wichtig, um die Ziele der nationalen Strategie HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten zu erreichen. «Wir werden aber die Form überprüfen, in welcher diese durchgeführt werden.»
Pink Cross findet Angebot wichtig
Bastian Baumann, Geschäftsleiter der Schweizerischen Schwulenorganisation Pink Cross, findet die Workshops eine gute Idee und eine von mehreren sinnvollen Arten, mit einer Infektion umzugehen: «Für Neu-Infizierte ist es immer eine sehr schwierige Situation und es ist wichtig, dass man nicht alleine ist.» Wichtig sei auch, dass das angebotene Programm seriös ist.
Das Seminare dauern von Donnerstagabend bis Sonntagmittag. Jährlich nehmen laut Checkpoint gegen 100 Teilnehmer teil. Das Seminarprogramm sei sehr dicht, die Teilnehmer den ganzen Tag beschäftigt. Neben Fachleuchten sind ein Leitungsteam und Mitarbeiter der Checkpoints vor Ort.