Graz: Islam-Hetze zahlt sich nicht aus

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Graz: Islam-Hetze zahlt sich nicht aus

Die heftigen Attacken der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) gegen den Islam haben sich nur beschränkt gelohnt. Die Partei legte bei den Gemeinderatswahlen in Graz zwar von 8 auf 11 Prozent zu. Doch die Umfragen hatten mehr versprochen.

Mit scharfer Munition hatte die Grazer FPÖ-Spitzenkandidatin Susanne Winter eine Woche vor dem Wahltag geschossen. Im Visier hatte sie den Islam und den Propheten Mohammed. Er habe ein sechsjähriges Mädchen geheiratet und wäre «im heutigen System ein Kinderschänder», sagte Winter. Die Wogen der Empörung schlugen hoch. Politiker aller Lager verurteilten die Äusserungen, im Internet wurde Susanne Winter mit dem Tod bedroht.

Angesichts des starken Drucks ruderte die FPÖ-Frau sukzessive zurück. Am Samstag, dem Tag vor der Wahl, liess sie in den Grazer Tageszeitungen Inserate schalten, in denen sie einräumte, dass ihre Formulierungen «überspitzt» gewesen seien, und betonte, dass sie «auf keinen Fall die religiösen Gefühle von Menschen verletzen» wollte. Genützt hats wenig: Am Wahltag gelang der FPÖ zwar der Sprung von 8 auf 11 Prozent. Damit blieb die Partei jedoch hinter den Umfragen zurück, die ihr bis 15 Prozent verhiessen hatten.

Die islamfeindlichen Aussagen von Susanne Winter hätten sich als «Rohrkrepierer» erwiesen, stellten Meinungsforscher fest. Denn die Stimmen der unentschlossenen Wähler – auf die es die FPÖ abgesehen hatten – gingen mehrheitlich an die beiden anderen Wahlsieger, die konservative ÖVP (37,6 Prozent) und die Grünen (14,6 Prozent). Der Politologe Peter Hajek sprach gegenüber dem ORF denn auch von einer eigentlichen «Gegenmobilisierung».

Muslime sind zufrieden

Während die FPÖ ihr Ergebnis als «gut und respektabel» einstufte, zeigten sich die österreichischen Muslime vom Ergebnis der Grazer Wahl befriedigt. Die Wähler hätten die islamfeindlichen Attacken von Susanne Winter nicht honoriert, sagte Anas Schakfeh von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) am Montag gegenüber der Agentur APA. Auch die Stimmung unter den Muslimen habe sich weitestgehend beruhigt, auch wenn eine Minderheit ihren Unmut nach wie vor in der Öffentlichkeit zeigen wolle.?

(pbl)

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