Oppositionsführer: «Grosse Chance» für Ende der Gewalt in Kiew

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Oppositionsführer«Grosse Chance» für Ende der Gewalt in Kiew

Das Ultimatum an den ukrainischen Präsidenten ist am Donnerstagabend abgelaufen. Trotzdem kam es noch zu keinen weiteren Ausschreitungen. Die Oppositionsführer sind nach weiteren Gesprächen gar optimistisch gestimmt.

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Nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch haben die Oppositionsvertreter neue Zuversicht für ein Ende der Gewalt: Es gebe nun eine «grosse Chance», die Krise ohne weiteres Blutvergiessen zu beenden, sagte Arseni Jazenjuk von der Partei Vaterland. Gemeinsam mit Boxweltmeister Vitali Klitschko und Oleg Tiagnibok von den Nationalisten hatte er mehrere Stunden mit Janukowitsch verhandelt. Die Oppositionsführer hatten dem Präsidenten am Vortag ein Ultimatum für ein Entgegenkommen gestellt und andernfalls Massendemonstrationen historischen Ausmasses angekündigt.

Klitschko rief die Demonstranten in der Innenstadt am Nachmittag auf ruhig zu bleiben, bis er Ergebnisse aus den Gesprächen mit dem Präsidenten mitteilen könne. «Lasst die Barrikaden stehen, aber seid ruhig bis zum Ende der Gespräche», lautete sein Appell.

Erstmals Bereitschaft zu Zugeständnissen

Janukowitsch zeigte sich am Donnerstag erstmals zu Zugeständnissen bereit: Er beantragte eine Sondersitzung des Parlaments in Kiew. Das Parlamentspräsidium erklärte, die Sitzung werde vermutlich kommende Woche stattfinden und dabei werde auch über die Oppositionsforderung nach einem Rücktritt der Regierung beraten - ebenso wie über eine Rücknahme der Einschränkung des Demonstrationsrechtes. Ob auch eine vorgezogene Präsidentschaftswahl auf der Tagesordnung stehen wird, blieb zunächst offen.

Seit der Eskalation der Gewalt mit Beginn des Wochenendes wurden nach Angaben von Ärzten mindestens fünf Menschen getötet. Unterdessen stürmten wütende Regierungsgegner Verwaltungsgebäude in mehreren west- und zentralukrainischen Städten. Hunderte Regierungsgegner besetzten die Gebietsverwaltung in der Grossstadt Lwiw (Lemberg) rund 500 Kilometer westlich von Kiew.

Joe Biden fordert ein Ende des Blutvergiessens

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hält Sanktionen gegen die Ukraine derzeit nicht für angebracht. Nach Ende einer Kabinettsklausur in Meseberg sagte sie, es müsse vielmehr darum gehen, in Kiew «Gesprächskanäle zu eröffnen». US-Vizepräsident Joe Biden hat den ukrainischen Staatschef Viktor Janukowitsch in einem Telefonat aufgefordert, für ein Ende des Blutvergiessens zwischen Demonstranten und der Regierung zu sorgen.

Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow forderte US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin zur Vermittlung in dem Machtkampf auf. Die Führung in Moskau warf dem Westen aber erneut eine unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine vor.

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