Basel«Abteilung Satire» – Mini-Baum in Kübel ersetzt alten Ahornbaum
Seit Tagen werden die kantonalen Hitze-Massnahmen verrissen. Nun wird erneut Kritik an der Basler Begrünung laut: Grossrat Oliver Thommen (Grüne) schimpft auf Twitter, dass gefällte Bäume durch Pflanzenkübel ersetzt werden. Dabei handle es sich um ein Provisorium.
Darum gehts
Wo einst am Tellplatz im Basler Gundel-Quartier ein Baum lebte, steht heute nur noch ein bepflanzter Kübel.
Darüber regt sich Grossrat Oliver Thommen (Grüne) auf.
Bereits zu Reden gaben andere Pflanzen-Töpfe. Im Rahmen von Hitzeschutzmassnahmen hat der Kanton eingetopfte Bäume an mehreren Orten platziert. Diese «Schattenspender» wurden in der Politik von links bis rechts verrissen.
Wenn die Temperaturen im Sommer wieder in die Höhe schiessen und sich der Asphaltboden aufheizt, will das Basler Baudepartement der Sommerhitze mit Topfpflanzen entgegenwirken. Im Rahmen einer Begrünungsinitiative und Hitzeschutzmassnahmen wurden die Pflanzen an mehreren Orten in Basel aufgestellt. Sie sind Teil eines Tests und sollen künftig in der Stadt das Klima verbessern. Momentan stehen die eingetopften Bäume und Büsche auf der Dreirosenbrücke oder am Unteren Rheinweg.
Bereits letzte Woche sorgte die Massnahme in der Politik für Gespött – und das von links bis rechts. So meinte beispielsweise SVP-Grossrat Joël Thüring, er habe die Töpfe auf der Dreirosenbrücke für einen Aprilscherz gehalten. Die ganze Begrünungsinitiative sei für ihn nichts als eine PR-Aktion. Und auch Grossrätin Fina Girard vom Jungen Grünen Bündnis sieht hinter den Pflanzen nicht wirklich einen Sinn. So sagte sie gegenüber dem Regionaljournal Basel: «Wirklich Schatten spenden tun sie nicht.» Und auch der Kühlungseffekt sei nur minim bei der Grösse und Menge.
«Grünes Zimmer taugt nicht als Schattenspender»
Ebenfalls zum Schatten-Massnahmepaket gehört ein sogenanntes «Mobiles Grünes Zimmer», ein bepflanzter Wagen, der sich mithilfe eines Fahrzeugs verschieben lässt. Vom Biozentrum wandert er im Juni dann zum Wettsteinplatz, im Juli zum Meret-Oppenheim-Platz und im August und September schliesslich zur Dreirosenbrücke beziehungsweise zum Lothringerplatz. Der Infotafel am ersten Standort des «Zimmers», ist zu entnehmen, es sei so platziert worden, dass «die kühlende Wirkung vor allem in der heissen Nachmittags- und Abendsonne zum Tragen kommt».
«Ein ernst gemeinter Beitrag zur Besserung des Basler Stadtklimas», schreibt der Journalist Renato Beck auf Twitter. Als wäre das nicht schon traurig genug, funktioniere das «Wägelchen mit Pflanzen dran» nicht mal als Schattenspender. Als alternative Idee für ein besseres Stadtklima schlägt er bessere Bauprojekte vor. Auf Betonwüsten, wie jene auf dem das «Mobile Grüne Zimmer» derzeit beim neuen Biozentrum steht, müsse verzichtet werden. Viel effektiver wäre es Böden zu entsiegeln und Bäume zu pflanzen, so Beck.
Wo einst ein Baum lebte, steht heute ein Pflanzen-Kübel
Was das Thema Bäume anpflanzen anbelangt, darüber regt sich auch Grossrat Oliver Thommen von den Grünen auf. Der Politiker macht seinem Ärger auf Twitter Luft und schreibt: «Abteilung Satire: Baumkübel, wo vor ein paar Jahren noch ein Baum stand. Bravo BVD (Bau- und Verkehrsdepartement).» Darunter ist ein Bild eines Mini-Baums zu sehen, der in einem Kübel im Gundeli-Quartier steht.
Im Gundeli-Quartier gibt es neben diesem Bäumlein auch noch sechs bis sieben weitere eingetopfte Pflanzen. Grundsätzlich fände Thommen die Idee mit dem Begrünen schon gut. «Die sind einfach zu platzieren und was fürs Auge.» Aber: «Wenn so ein Topf einen Baum ersetzt, dann ist es ein verlorener Ort.»
Thommen kritisiert, dass der gefällte Baum am Tellplatz nie durch einen neuen ersetzt wurde. «Niemand weiss, was passiert.» Er erhoffe sich möglichst schnell einen Jungbaum, denn bis dieser so gross werde wie der alte, würde es noch eine Weile dauern. Die Grünen wünschen sich «mehr schattenspendendes und kühlendes Grün. Bis jetzt hat es zu wenig», so Thommen.
Der Baum habe an Stockfäule gelitten
Laut dem Co-Leiter für Kommunikation des BVD, Daniel Hofer habe die Stadtgärtnerei den Baum am Tellplatz auf Grund von Stockfäule fällen müssen. «Pilze hatten das Innere des Baumstammes verfaulen lassen. Das Stammgewebe war stellenweise nur noch wenige Zentimeter dick. Die Sicherheit von Passantinnen und Passanten war nicht mehr gewährleistet», erklärt er auf Anfrage.
Der Topf mit dem Bäumchen, der nun anstelle des Ahorns diene bloss als temporärer Platzhalter, bis diesen Herbst ein Ersatzbaum gepflanzt werden könne. «Zudem verhindert der Topf, dass der Baumstandort befahren wird», sagt Hofer weiter.
Auch das Grün im «grünen Zimmer» würde noch dichter wachsen. «Da es im Frühjahr längere Zeit noch eher kühl war, sind die Pflanzen eher später gewachsen. Zudem mussten sie für den Transport etwas zurückgeschnitten werden» führt Daniel Hofer aus. Wie ein Schirm, Baum oder Sonnensegel würde auch das «grüne Zimmer» je nach Tageszeit und Sonnenstand nicht immer gleich viel Schatten spenden. Das Zimmer sei aber stets so platziert, dass es vor allem in der heissen Nachmittags- und Abendsonne zum Tragen komme.
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