Guantánamo: Geständnisse durch Folter erzwungen?
Mehrere kuwaitische Insassen des US- Gefangenenlagers Guantánamo sind nach Angaben ihres Anwalts gefoltert und so zu falschen Geständnissen gebracht worden.
Dies sagte der Anwalt Thomas Wilner am Montag in Washington.
Die 2001 unter Terrorverdacht in Afghanistan festgenommenen Männer seien mit Ketten geschlagen und Elektroschocks gequält sowie sexuell missbraucht worden. «Die US-Soldaten haben ständig gefragt: 'Bist Du ein Taliban oder von El Kaida?'», zitierte Wilner einen seiner Mandanten.
Dieser sei so lange geschlagen worden, bis er erklärt habe, ein Taliban zu sein. Laut Wilner wurden die Kuwaiter bereits kurz nach ihrer Festnahme in Afghanistan und noch Monate nach ihrer Ankunft in Guantánamo 2001 gefoltert.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums wies die Vorwürfe indirekt zurück. «Es ist wichtig anzumerken, dass in El-Kaida- Trainingshandbüchern die Taktik falscher Misshandlungsvorwürfe beschrieben wird», sagte der Sprecher.
Wechsel zu Psychoterrror
Inzwischen würden die Gefangenen auf Guantánamo nicht mehr physisch misshandelt, dafür habe es aber einen Wechsel zur «psychischen Folter» gegeben, sagte der Anwalt, der die Gefangenen Mitte Januar besucht hatte und am kommenden Sonntag erneut in das Lager in Kuba reisen will.
Er kritisierte die Unterbringung der Häftlinge in zwei mal drei Meter grossen Zellen, in denen 24 Stunden am Tag Licht brenne. Zudem dürften die Gefangenen lediglich 45 Minuten pro Woche Sport treiben. Sie seien alle «sehr dünn, fast ausgemergelt», sagte Wilner.
Insgesamt werden im Lager Guantánamo auf Kuba rund 550 Terrorverdächtige festgehalten, viele von ihnen schon seit drei Jahren. Der grossen Mehrheit wurde bisher nicht der Prozess gemacht.
Ermittlungen im Gang
Die Gefangenen werden verdächtigt, Verbindungen zu den radikalislamischen Taliban in Afghanistan oder zum Terrornetzwerk El Kaida zu haben.
Den meisten Insassen werden die üblichen Rechte von Kriegsgefangenen vorenthalten. Die US-Armee und das US- Justizministerium ermitteln zu Vorwürfen der Gefangenenmisshandlung in Guantánamo.
(sda)