Ärzte ohne GrenzenGuineer werden Ebola-Medikamente testen
Ärzte wollen im März noch nicht zugelassene Medikamente an Freiwillige im Ebola-Gebiet verteilen. Sollten die Tests erfolgreich sein, könne sofort mit der Behandlung begonnen werden.
Nicht zugelassene Ebola-Medikamente sollen an Patienten in Westafrika erprobt werden. Die freiwilligen klinischen Tests würden Anfang Dezember in drei Ebola-Stationen in Guinea und Liberia beginnen, kündigte die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Donnerstag in Genf an.
In Guineas Hauptstadt Conakry soll laut MSF eine Therapie getestet werden, bei der Ebola-Erkrankte mit dem Blut genesener Patienten behandelt werden. In Guéckédou im Süden des Landes soll das Grippemittel Favipiravir an Ebola-Patienten erprobt werden.
Brincidofovir, ein weiterer viraler Wirkstoff, soll in der liberianischen Hauptstadt Monrovia getestet werden, doch wartet MSF nach eigenen Angaben noch auf grünes Licht der dortigen Behörden.
Überlebensrate steigern
Ziel aller Versuche sei es, die Überlebensrate innerhalb von 14 Tagen deutlich erhöhen zu können, sagte die Ebola-Koordinatorin von MSF, Annick Antierens. Die Tests «geben den Patienten Hoffnung, dass sie endliche eine echte Therapie gegen eine Krankheit bekommen, die derzeit noch zwischen 50 und 80 Prozent der Infizierten tötet», sagte Antierens.
Sie fügte allerdings hinzu: «Wir dürfen nicht vergessen, dass es keine Garantie für die Wirksamkeit der drei Mittel gibt.» Doch erhöhten die Tests die Chance, ein wirksames Ebola-Mittel zu finden.
Erste Ergebnisse sollen bis im Februar kommenden Jahres vorliegen. Wenn die Versuche erfolgreich verlaufen, werde das betreffende Medikament ohne Unterbrechung auch anderen Patienten an anderen Orten verabreicht, sagte Antierens. Es seien Medikamente ausgewählt worden, die in ausreichenden Mengen zur Verfügung stünden.
Unbürokratische Zusammenarbeit
Antierens lobte die unbürokratische Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure, um die Tests möglich zu machen. Durchgeführt werden die Tests von der britischen Universität Oxford, dem französischen nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) sowie dem belgischen Institut für Tropenmedizin Antwerpen (ITM). Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Gesundheitsbehörden der betroffenen Länder sind beteiligt.
Die Medikamente Brincidofovir und Favipiravir sind von der WHO als potenzielle Ebola-Medikamente gelistet. Das in Japan entwickelte Favipiravir wurde bereits Menschen verabreicht, um das Grippevirus zu bekämpfen. Für den Einsatz gegen Ebola soll die Dosis erhöht werden. Brincidofivir, das aus den USA stammt, wurde bereits einzelnen Ebola-Patienten verabreicht.
Die Behandlung mit Blut und Plasma genesener Ebola-Patienten gilt wegen der im Blut enthaltenen Antikörper als besonders aussichtsreich. Allerdings sind dafür Spezialgeräte und eigens geschultes Personal nötig.
Patienten über Risiken aufklären
An den Tests sollen jeweils rund einhundert Infizierte teilnehmen. Bei allen drei Studien werde grosser Wert darauf gelegt, die Bevölkerung vor Ort einzubinden, teilte MSF weiter mit. Jeder Patient, der einwilligt an der Studie teilzunehmen, werde über die Risiken aufgeklärt.
Vielerorts wird internationalen Helfern in Westafrika noch Misstrauen entgegengebracht. In örtlichen Medien wurde mehrfach der Vorwurf erhoben, Pharmakonzerne würden Ebola-Opfer als billige «Versuchskaninchen» missbrauchen.
Mehr als 5000 Todesopfer
Die Seuche hat in Westafrika bereits mehr als 5000 Todesopfer gefordert, wie die WHO Mittwochabend in Genf mitteilte. Insgesamt gebe es seit Bekanntwerden des Ausbruchs im März 14'098 bestätigte Ebola Infektionen und 5160 Todesfälle.
Es gibt der WHO zufolge jedoch Anzeichen dafür, dass die Zahl neuer Fälle in Guinea und Liberia kaum noch ansteigt. So beendete Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf den vor drei Monaten verhängten landesweiten Notstand.In Sierra Leone hingegen sei weiter eine starke Zunahme zu verzeichnen.
In den USA hatten am Mittwoch tausende Krankenschwestern für einen besseren Schutz vor Ebola in ihren Kliniken demonstriert. In Texas hatten sich kürzlich zwei Krankenschwestern bei der Betreuung eines Ebola-Patienten selbst mit dem Virus infiziert. Beide sind mittlerweile geheilt. (sda)