Pisa-StudieGute Noten für Schweizer Schüler
Die neueste Pisa-Studie stellt den Schweizer Schülern ein positives Zeugnis aus. Insbesondere die Leistung der Kinder mit Migrationshintergrund hat sich verbessert.
- von
- jbu

Insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund haben im Pisa-Test stark aufgeholt.
Der Schock war gross, als sich die Schweizer Schüler in der ersten Pisa-Erhebung 2000 mehr schlecht als recht behaupten konnten. Heute, in der inzwischen fünften Pisa-Studie aus dem Jahr 2012, zeigt sich ein gänzlich anderes Bild: Laut Bericht erreichte die Schweiz im internationalen Vergleich gute bis sehr gute Ergebnisse. In der Mathematik gehören wir gar zur Weltspitze!
Im Lesen sind die Leistungen der Neuntklässler in den letzten Jahren signifikant angestiegen. Der Anteil leistungsschwacher Leser ist zwischen 2000 und 2012 von 17,8 auf 12,8 Prozent zurückgegangen. Dies ist gemäss Studie vor allem der positiven Entwicklung der Schülern mit Migrationshintergrund zu verdanken. Insbesondere Ausländer der ersten Generation haben sich gemäss Bericht «markant verbessert» - auch wenn noch immer ein beträchtlicher Leistungsrückstand gegenüber den einheimischen Schülern bestehe.
Mehr Akademiker-Eltern, bessere Integration
Die Autoren der Studie führen die Leistungssteigerung der Migranten unter anderem auf die «neue Zuwanderung» zurück. Bei Schülern mit Migrationshintergrund nahm der Anteil derer, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben, stark zu. Bei den Ausländern der ersten Generation haben inzwischen 54 Prozent der Mütter und Väter einen tertiären Bildungsabschluss - im Jahr 2000 waren es noch 25 Prozent. Bei den Kindern der zweiten Generation ist der Anteil der Akademiker-Eltern von 27 auf 41 Prozent gestiegen, bei den Schweizern von 40 auf 60 Prozent.
Diese Erklärung genügt laut dem Bericht allerdings nicht allein. Es verbleibe ein beträchtlicher Leistungszuwachs, der sich nicht mit den verbesserten sozioökonomischen Ressourcen des Elternhauses erklären lasse. «Dies deutet darauf hin, dass die schulische Integration der neuen Migrantinnen und Migranten vergleichsweise besser gelingt als noch vor 12 Jahren», schreiben die Autoren.
«Lehrer leisten Sondereffort»
Für SP-Nationalrat Matthias Aebischer eine erfreuliche Nachricht: «Die Pisa-Studie zeigt, dass die Unkenrufe, wonach die Schüler immer dümmer werden, schlicht falsch sind.» Dass sich die Leistung der Migranten verbessert habe, sei wohl in erster Linie dem Engagement der Lehrer zu verdanken. «Sie leisten täglich einen Sondereffort und fahren im Unterricht zwei- oder dreispurig, damit sie alle Schüler integrieren können.»
SVP-Nationalrätin Nadja Pieren bereitet genau dies Bauchschmerzen: «Um die Migrantenkinder zu fördern, mussten wir in den letzten Jahren Millionen an zusätzlichen Geldern in das Bildungswesen investieren - für Nachhilfs-Lehrer, Schulsozialarbeiter und andere Fachkräfte. Auf die Dauer wird es einfach zu teuer für uns, dieses Niveau zu halten.» Gerade die neue Flüchtlingswelle aus Syrien und Eritrea drohe wieder neue Kosten zu verursachen, befürchtet sie. «Wir müssen deshalb schauen, dass wir die Masseneinwanderungsinitiative konsequent umsetzen und die Zahl der Ausländer an den Schulen senken können.»
Deutschschweizer übertrumpfen Romands
Zahlenspiele scheinen Deutschschweizer Schülern besser zu behagen als ihren Kollegen aus der Romandie und aus dem Tessin: Gemäss einer kantonalen Auswertung der Pisa-Studie 2012 trumpfen die deutschsprachigen Schüler in den Disziplinen Mathematik und Naturwissenschaften auf. In der dritten Disziplin, dem Lesen, liegen dagegen die Westschweizer Schüler obenauf.
Auffällig ist, dass die italienischsprachigen Schüler verglichen mit ihren deutsch- und französischsprachigen Mitstreitern am schlechtesten abschneiden. Laut der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bildet das Tessin beim Lesen das Schlusslicht, bei den Disziplinen Mathematik und Naturwissenschaften belegen die Schüler von den untersuchten Kantonen den drittletzten Platz. (sda)