Star StyleGute Zeiten, süsse Zeiten
Als Kind ass sie Flocken für die Werbung, dann war sie depressiv. Jetzt ist Kirsten Dunst nur noch in «Melancholia» traurig.
- von
- Violet Kiani

Ganz die Alte: Kirsten startete als Kind in der Werbung durch – für Zmorge Flocken.
Das Kleid, das Kirsten Dunst an diesem Vormittag in einem Londoner Hotel trägt, ist nicht ihr eigenes, sondern nur geliehen. Der bodenlange schwarze Chiffon von Alberta Ferretti ist eigentlich ein Abendkleid, macht aber jetzt – kurz nach dem Frühstück - irgendwie trotzdem Sinn, zumindest an Kirsten. Auch die silbernen XL-Armreife gehören ihr nicht, ebenso wenig wie die Stilettos von Charlotte Olympia. «Ich mache mir nicht viel aus Materiellem», sagt die 29-Jährige. «In New York habe ich ein Apartment mit nur einem Schlafzimmer.» Im Big Apple statt in Los Angeles zu leben, erlaubt Kirsten, unauffällig zu sein und nicht bei jedem Shoppingtrip von Paparazzi verfolgt zu werden. «Manche suchen diese Aufmerksamkeit, ich versuche, sie zu vermeiden.»
Helden statt Heroin
Seit sie drei Jahre alt ist, steht Kirsten vor der Kamera. Ihre Karriere beginnt mit Werbespots, zum Beispiel für Frühstücks-Cerealien. Kirsten ist noch so klein, dass der Löffel in ihrer Hand gigantisch wirkt. Als Achtjährige spielt sie ihre erste Filmrolle in Woody Allens «New Yorker Geschichten», mit zwölf küsst sie Brad Pitt in «Interview mit einem Vampir» – und wird berühmt. Ihre schwedische Mutter, bei der sie und ihr jüngerer Bruder nach der Scheidung der Eltern aufwachsen, ist der Motor für ihre Karriere. Die Mutter habe es gut gemeint und nur ihr Bestes gewollt, sagt Kirsten heute. Lange Zeit hatte sie jedoch Probleme wegen dieser geraubten Kindheit und des frühen Ruhms, in den sie die Mutter getrieben hatte. Trotzdem hat sie es geschafft, Heldenrollen zu spielen, statt Heroin zu konsumieren. 2008 jedoch landete sie wegen Depressionen in einer Klinik. Darüber möchte sie heute nicht sprechen – nicht mal mit guten Freunden. Dabei ist Depression ein zentrales Thema in ihrem aktuellen Film, dem düster-schönen Weltuntergangsdrama «Melancholia». Die Rolle der leidenden Justine brachte Kirsten viel Lob und Aufmerksamkeit. Sie gewann nicht nur in Cannes die Goldene Palme als beste Schauspielerin, sondern sass auch in jener legendären Pressekonferenz neben Regisseur Lars von Trier, bei der die Welt erstaunt seinen unangebrachten Hitler-Kommentaren lauschte. Sie war es, die ihm flüsternd empfahl, jetzt endlich mal den Mund zu halten, während die anderen am Tische steif vor Schreck schwiegen.
Ganz abgebrüht
Kirsten hat eben nicht nur ein cooles Image, das durch ihren lässigen Stil und Ex-Freunde wie Jake Gyllenhaal und Johnny Borrell unterstrichen wird, sie ist einfach auch sehr cool. Eine Schauspielerin mit Talent und gutem Gespür für die richtigen Rollen in den richtigen Filmen. «Melancholia» bildet den jüngsten Höhepunkt ihrer 21-jährigen Karriere, nach verschiedenen anderen Superrollen, sei es in einem Mädchenfilm wie «Virgin Suicides» (1999), in einem weltweiten Blockbuster wie «Spider-Man» (2002) oder im Kostümfilm «Marie Antoinette» (2006).
In wenigen Stunden fliegt Kirsten zurück nach New York, um dort ihr relativ normales Leben zu leben. Fast wie ein ganz normales Mädchen, das den ganzen Abend am Fernsehen Serien schaut, mit dem Velo durch die Stadt fährt, auf süsse Jungs steht und Angst vor Liebeskummer hat. Fast wie wir – nur ist sie eben die Freundin von Spider-Man.
Filmtrailer «Melancholia»

Alles Böse kommt von oben
Lars von Triers «Melancholia» beginnt mit der Hochzeit der depressiven Justine und Michaels (Alexander Skarsgård). Sie steht unter keinem guten Stern: Ein Planet ist auf Kurs Erde, um alles Leben zu zerstören. Mit ihrer Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) versucht Justine, sich der kommenden Katastrophe zu stellen.
«Melancholia», jetzt im Kino