Bus oder Zug: Gymi-Leitung erlaubt keine Maturreisen mit Flugzeug

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Bus oder ZugGymi-Leitung erlaubt keine Maturreisen mit Flugzeug

Die Maturanden eines Bieler Gymnasiums sind wütend: Für ihre Maturreisen gilt ein Flugverbot. Die Schulleitung hält daran fest, weil die Schüler so mehr von der Landschaft mitbekämen.

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vro
Die Maturanden des Biel-Seeland-Gymnasiums dürfen nur mit Car oder Bahn verreisen.

Die Maturanden des Biel-Seeland-Gymnasiums dürfen nur mit Car oder Bahn verreisen.

zvg

Viele Schweizer Mittelschulklassen beschäftigen sich derzeit mit der Planung ihrer Maturreisen. Oft stehen sie bei der Destination vor der Qual der Wahl. Nicht so die Maturanden des Biel-Seeland-Gymnasiums: Ihre Schule verbietet es, für die Maturreise ein Flugzeug zu besteigen. Nur Zug und Car sind erlaubt. Für die Schüler bedeutet das eine starke Einschränkung, Ziele wie England stehen somit gar nicht erst zur Diskussion.

«Auf einer Zugreise bekommen Schüler mehr mit»

In diesem Jahr haben einige Schüler nun einen Antrag gestellt. Sie wollen, dass das Flugzeug für Maturreisen wieder zugelassen wird. Die Reise mit dem Zug sei meist teurer als mit dem Flugzeug, lautet ihre Begründung. Ein Verbot sei ungerecht und unsinnig.

Die Schulleitung sieht das jedoch anders. «Die Maturreise ist eine Studienreise, bei der es in erster Linie darum geht, Kultur zu erfahren», sagt Rektor Leonhard Cadetg dem «Bieler Tagblatt». Dies sei auch bei Destinationen möglich, die mit Car oder Zug einfach und kostengünstig zu erreichen sind. Und: «Auf einer Zugreise bekommen die Schüler viel mehr von der Landschaft und der zurückgelegten Distanz mit als in einem Flugzeug.» Ausserdem würden sie mehr Zeit miteinander verbringen. «Es hat also auch einen sozialen Aspekt.»

Andere Schulen machen Ausnahmen

Besonders ärgerlich für die Maturanden: Die Schüler des Gymnase français de Bienne müssen sich nicht mit einem Flugverbot herumschlagen. Co-Rektor Alexandre Wenger: «Wir machen die Schüler und Lehrer darauf aufmerksam, welche verheerenden Folgen eine Flugreise für uns und unsere Umwelt haben kann.» So wolle man Maturanden dazu bewegen, von sich aus auf das Fliegen zu verzichten. Von einem Verbot hält Wenger jedoch nichts: «Dadurch würde sich der eine oder andere vielleicht hintergangen fühlen.»

Schweizer Kantonsschulen haben bezüglich der Maturreise keine verbindlichen Regelungen, jede hat ihre eigenen Bestimmungen. Ein Flugverbot kennt man nicht nur in Biel. Andere Mittelschulen bewilligen die Maturreise nur, wenn sie ein Kulturprogramm enthält. Gemäss den Regeln des Gymnasiums Kirschgarten etwa werden reine Badeferien nicht bewilligt.

Gewisse Gymis haben sogar detaillierte Programmvorgaben. An der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur etwa muss die Klasse einen Schweizer Berg erklimmen. Je nach Stiftung, die einen Kostenbeitrag leistet, kann das ein Dreitausender oder Viertausender sein.

«Einheitliche Regelung wäre unschweizerisch»

In manchen Kantonsschulen verreisen die Schüler deshalb ganz auf eigene Faust. Zwar müssen sie dann selbst für sämtliche Kosten aufkommen, sich aber auch an keine Vorgaben halten und werden von keinem Lehrer begleitet.

Eine einheitliche Regelung macht für Marc König, Präsident der Konferenz der schweizerischen Gymnasialrektoren, dennoch keinen Sinn: «Das wäre absurd – und unschweizerisch. Wir machen in unserem Land gute Erfahrungen damit, dass an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Ebenen gedacht und entschieden wird, konkret bei dieser Frage in jedem einzelnen Gymnasium.» Es sei wichtig, dass Schüler Dinge hinterfragten, auch ein Flugverbot.

Die Schüler sollten sich mit solchen Fragen der eigenen Mobilität und deren Folgen auseinandersetzen, beispielsweise damit, weshalb Fliegen zum Teil so günstig sei. König: «Ich wünsche mir solche Schülerinnen und Schüler – und auch solche Politikerinnen und Politiker.»

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