Auf Social Media: Gymischüler machen mobil gegen Maskenpflicht

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Auf Social MediaGymischüler machen mobil gegen Maskenpflicht

Masken in der Pause, auf dem WC und in der Bibliothek: Gymischüler müssen sich auf eine neue Normalität einstellen. Das passt nicht allen.

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Gegen die Maskenpflicht regt sich Widerstand aus der Schülerschaft. Auf dem Instagram-Account wearenotokwiththis.kzo kritisieren Schülerinnen und Schüler die Maskenpflicht.

Gegen die Maskenpflicht regt sich Widerstand aus der Schülerschaft. Auf dem Instagram-Account wearenotokwiththis.kzo kritisieren Schülerinnen und Schüler die Maskenpflicht.

Screenshot/Instagram
In einem Beitrag heisst es: «Wer gesunde Kinder dazu zwingt, eine Maske zu tragen, misshandelt, erniedrigt, schädigt und stigmatisiert sie.» Andernorts heisst es, sie wollten eine Plattform bieten, um «alles zu hinterfragen».

In einem Beitrag heisst es: «Wer gesunde Kinder dazu zwingt, eine Maske zu tragen, misshandelt, erniedrigt, schädigt und stigmatisiert sie.» Andernorts heisst es, sie wollten eine Plattform bieten, um «alles zu hinterfragen».

Screenshot Instagram
An der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) gilt seit Schulbeginn eine Maskenpflicht. Die Schüler müssen in den Gebäuden eine solche tragen, also auch in der Pause, in den WCs oder in der Mediothek.

An der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) gilt seit Schulbeginn eine Maskenpflicht. Die Schüler müssen in den Gebäuden eine solche tragen, also auch in der Pause, in den WCs oder in der Mediothek.

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Darum gehts

  • An vielen Gymis und Berufsschulen gilt Maskenpflicht.
  • Einige Schüler wehren sich dagegen.
  • Wetziker Kantischüler hinterfragen die Schutzmassnahme.
  • Auch Aargauer Schüler finden: «Ich habe Rückstände von Chemikalien im Hals.»
  • Der oberste Gymilehrer hat Verständnis für die Kritik. Eine Alternative gebe es aber nicht.

An der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) gilt seit Schulbeginn eine Maskenpflicht. Die Schüler müssen in den Gebäuden eine Maske tragen, also auch in der Pause, in den WCs oder in der Mediothek. Für das Klassenzimmer hat die Schule die Weisung erlassen, dass Schülerinnen und Schüler eine Maske tragen müssen, wenn sie nicht an ihren angestammten Plätzen sitzen, zum Beispiel im Fall von Gruppenarbeiten.

Dagegen regt sich nun Widerstand aus der Schülerschaft. Auf dem Instagram-Account wearenotokwiththis.kzo kritisieren Schülerinnen und Schüler die Maskenpflicht. In einem Beitrag heisst es: «Wer gesunde Kinder dazu zwingt, eine Maske zu tragen, misshandelt, erniedrigt, schädigt und stigmatisiert sie.» Andernorts heisst es, sie wollten eine Plattform bieten, um «alles zu hinterfragen». Sie interessiere es, was die Meinung zu den Corona-Massnahmen an der Schule sei.

Arbeiten mit Maske sei eine Zumutung

Die Betreiber des Accounts wollen anonym bleiben. Das Profil sei ursprünglich für Schüler der KZO gedacht gewesen, schreiben sie auf Anfrage. Inzwischen hätten sie aber Follower aller Altersklassen und seien ein durchmischtes Team. «In den kaum klimatisierten Klassenzimmern ist das stundenlange Arbeiten mit der Maske eine Zumutung.» Viele Schüler klagten über Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit. Zudem beeinträchtige die Maske die Mimik. «Mimik deuten ist ein grosser Bestandteil der menschlichen Kommunikation.»

Laut den Betreibern des Accounts haben die Schulen keine andere Wahl, als die vom Kanton vorgegebenen Massnahmen umzusetzen. «Aber wir, das Volk, haben noch eine. Wir wünschen uns, die ganzen Massnahmen würden endlich mal hinterfragt. Sie sind einfach nicht angemessen!» Die Gefahr, an Corona zu erkranken, sei gerade für Schüler nicht grösser, als bei der Anfahrt bis zur Schule zu verunfallen. Widerstand leisteten sie aber, weil es ihnen nicht nur um die Schule, sondern um die gesamte Situation gehe. «Wir erwarten, dass der ganze Staat die Maskenpflicht abschafft.»

«Fusseln und Chemikalien im Hals»

Auch an anderen Schulen wird die Maske zum Politikum. Der Aargauer Gymischüler N.V.* (16) beklagt sich darüber, die Maske sorge für Rückstände von Fusseln und Chemikalien im Hals. Maskentragen sei derart unangenehm, dass er es, wenn immer möglich, vermeide, sagt er. «Mir ist permanent übel mit der Maske. Zudem ist das Sprechen sehr mühsam, da sofort alles nass ist. Auch versteht man einander kaum.» 150 Aargauer fordern nun in einem offenen Brief an den Regierungsrat die Abschaffung der Maskenpflicht in Schulen. Auch im Kanton Baselland gibt es Widerstand. An einem Gymnasium, in dem die Schüler in den meisten Lektionen einen Maske tragen müssen, klagt eine Schülerin über Energielosigkeit.

Der Instagram-Account der Wetziker Schüler ist Aleksandar Popov, Rektor der Kantonsschule Zürcher Oberland, nicht bekannt. An der Schule sei kein Widerstand gegen die Massnahmen zu spüren. «Es ist ein grosses Verständnis da. Die Schüleinnen und Schüler setzen die Maskenpflicht sehr gut um.» Popov geht davon aus, dass der Account unabhängig von den Massnahmen an der Schule eingerichtet wurde. «Beim Thema Coronavirus sind bekanntlich nicht alle Menschen gleicher Meinung. Es ist möglich, dass sich Schülerinnen und Schüler dort privat über die Massnahmen austauschen.»

«Ansteckungsgefahr wird minimiert»

Lucius Hartmann, Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer, hat Verständnis für die Kritik der Schülerinnen und Schülern. «Die Maske beeinträchtigt natürlich den Schulalltag: Darunter ist es heiss, die Mimik ist nicht ersichtlich und die Kommunikation erschwert.» Er gibt zu bedenken, dass auch die Lehrer, die fast den ganzen Tag Maske tragen müssten, darunter litten. Trotzdem gebe es keine Alternative: «Weitere Schulschliessungen können wir uns nicht leisten.» Eine Maskenpflicht sorge dafür, dass in einem Schulhaus wie an der KZO mit kleinen Räumen und grossen Klassen, wo auch Hartmann unterrichtet, die Ansteckungsgefahr minimiert werde.

«Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler die Corona-Massnahmen hinterfragen», sagt Hartmann. Er würde es begrüssen, wenn Lehrer etwa die Maskenpflicht im Unterricht diskutieren würden. «Im Fach Biologie könnte man anschauen, wie sich Viren per Tröpfchen oder Aerosole übertragen.» Und in Mathematik könnte Statistik veranschaulichen, was exponentielles Wachstum bedeute. «Man darf durchaus auch wilde Theorien wie etwa jene zu Bill Gates und der Corona-Impfung diskutieren – und diese mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen konfrontieren.»

*Name der Redaktion bekannt.

Sehen Sie im Video unten, wie die Maskenpflicht bei Schülern ankommt:

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