Von Zwangsarbeitern geerntetH&M & Co. machen Druck auf Regierung Chinas wegen Uiguren-Baumwolle
Nach Zwangsarbeitsvorwürfen versuchen Unternehmen aus Europa und den USA fieberhaft, ihre Lieferketten von Vorprodukten aus der chinesischen Uiguren-Provinz zu säubern. Besonders schwierig ist das bei Baumwolle.
Darum gehts
Die uigurische Minderheit in China wird auf Baumwollfeldern in Xinjiang für Zwangsarbeit eingesetzt.
Mehrere Modeketten haben nun ein Importverbot für Baumwolle aus der Region erlassen.
Auch die Politik übt Druck aus auf die chinesische Regierung.
Einen Fünftel der weltweit produzierten Baumwolle stammt aus der chinesischen Provinz Xinjiang. Kleiderhersteller importieren von dort die Blüten der Baumwollpflanze, darunter auch das schwedische Modelabel H&M. Seit Jahren ist das Unternehmen bestrebt, nur noch Baumwolle aus nachhaltiger Produktion zu verwenden und arbeitet dazu mit der Genfer Organisation Better Cotton Initiative (BCI) zusammen, die nachhaltige Baumwolle zertifiziert, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet.
Als 2019 Berichte auftauchten, dass chinesische Firmen in Xinjiang Zwangsarbeiter beschäftigen, stoppte BCI die Zertifizierung von Baumwolle aus Xinjiang. Aufgrund Vorwürfen der Zwangsarbeit sowie Menschenrechtsverletzungen könne die Baumwolle aus der Region nicht mehr zertifiziert werden, so die Erklärung der BCI. Auf den Feldern Xinjiangs wird die chinesische Minderheit der Uiguren zur Zwangsarbeit eingesetzt.
Bei H&M sollte also die für die Textilproduktion verwendete Baumwolle nicht von Zwangsarbeitern geerntet worden sein. Geht es aber um bereits verarbeitete Baumwollfasern, die Kleiderhersteller direkt von Lieferanten, Nähereien und Webereien beziehen, ist es jedoch schwierig, die genaue Herkunft des Stoffes auszumachen.
Druck von ausländischen Unternehmen und Regierungen
Viele europäische und amerikanische Unternehmen durchleuchten nun ihre Waren auf nicht nachhaltige Baumwolle aus Xinjiang, um nicht in Verbindung mit Zwangsarbeit zu geraten. «Sehr viele Unternehmen, die Waren aus Xinjiang beziehen, suchen jetzt fieberhaft nach Alternativen», sagt Jürgen Janssen, Leiter des Sekretariats des Bündnisses für nachhaltige Textilien, einem Zusammenschluss von 120 Textilfirmen.
In der Provinz Xinjiang werden Berichten zufolge über eine Million muslimische Uiguren in Umerziehungslagern gefangen gehalten. In den letzten Jahren hat die Region sich als wichtiger Produktionsstandort für Textilfirmen, Kunststoffproduzenten und die Landwirtschaft etabliert.
Der Druck ausländischer Firmen auf die Regierung Pekings wird aber immer grösser. So hat bereits Nestlé entschieden, keine Produkte mehr aus Xinjiang zu importieren. Nebst H&M hat auch der deutsche Sportbekleidungshersteller Adidas angekündigt, keine Baumwolle mehr aus der Region zu importieren. Doch auch auf politischer Ebene tut sich was: Die USA und Grossbritannien arbeiten an Gesetzesvorlagen, die Zwangsarbeit in Xinjiang verhindern soll. Die EU und Australien wollen bald nachziehen.