«Fifa glaubt an Meinungsfreiheit»Haaland und Co kommen nach Katar-Protest ohne Strafe davon
Beim WM-Quali-Spiel gegen Gibraltar, lief die norwegische Nationalmannschaft mit Protest-Shirts auf den Platz. Die Fifa hat nun bekanntgegeben, dass sie auf eine Strafe verzichten wird.
Darum gehts
Auf den Einlauftrikots der Norweger wurde am Mittwochabend eine politische Nachricht gedruckt.
Mit den Shirts wollte man eine Nachricht an den WM-Gastgeber Katar senden.
Die Fifa verzichtet auf eine Strafe für Norwegen.
Der Weltverband FIFA wird nach dem Protest der norwegischen Nationalmannschaft gegen die Arbeitsbedingungen im WM-Gastgeberland Katar kein Disziplinarverfahren einleiten. «Die FIFA glaubt an die Meinungsfreiheit und an die Kraft des Fussballs, den positiven Wandel voranzutreiben», teilte der Weltverband am Donnerstag auf dpa-Anfrage mit. Die Äusserung politischer Botschaften war im Weltfussball in den vergangenen Jahren immer wieder ein Streitthema.
Die Norweger hatten am Mittwoch vor ihrem ersten Qualifikationsspiel zur WM 2022 gegen Gibraltar T-Shirts mit der Aufschrift «Respect – On and off the pitch» (Respekt – auf und neben dem Platz) getragen. Später hatten die Spieler bei der Nationalhymne ähnliche Shirts mit dem Schriftzug «Human rights – On and off the pitch» (Menschenrechte – auf und neben dem Platz) an.
Kritik wegen Ausbeutung von Gastarbeitern
«Für mich hängen Sport und Politik zusammen», sagte Trainer Ståle Solbakken nach dem Spiel, das die Norweger 3:0 gewannen. Es sei ihm wichtig, dass seine Spieler die Last nicht allein trügen. «Sie haben sich heute für etwas eingesetzt, was ich für grossartig halte, und dafür sollten sie Anerkennung bekommen, und dann müssen wir weiterarbeiten», sagte Solbakken, der nicht ausschloss, dass die Norweger auch beim Spiel gegen die Türkei am Samstag ihrem Unmut über die Verhältnisse in Katar Ausdruck verleihen.
Die Debatte über die umstrittene WM-Vergabe nach Katar läuft seit Wochen in Norwegen. Ende Februar hatte eine Reihe von norwegischen Erstliga-Clubs das Nationalteam aufgerufen, die WM im Fall einer Qualifikation zu boykottieren. Der norwegische Fussballverband hält am 20. Juni eine Sonderversammlung zur Frage eines WM-Boykotts ab.
Der WM-Gastgeber steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. Nach Recherchen des «Guardian» sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben. Katars Regierung erklärt hingegen, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Auch Menschenrechtler räumen Fortschritte ein, mahnen aber, die Reformen würden unzureichend umgesetzt.
Kein Boykott aus der Schweiz
In der Schweiz gibt es keine Boykott-Forderungen. Der Schweizerische Fussballverband SFV äusserte sich auf Anfrage von 20 Minuten zu einem möglichen Boykott folgend: «In der Schweiz gibt es seitens der Clubs keine Boykott-Forderungen. Wir stehen bezüglich der Arbeiterrechte in Katar schon länger im Austausch mit der Fifa und auch mit Amnesty International. Grundsätzlich sind wir wie der norwegische Verband der Meinung, dass mittels Dialog nachhaltig mehr erreicht werden kann, als über einen Boykott.»
Der Nati-Fan-Club «Freunde der Schweizer Fussball-Nationalmannschaften» schrieb ebenfalls auf Anfrage: «Wir haben von den Fan-Boykotten in diversen europäischen Ländern Kenntnis genommen und verfolgen die weitere Entwicklung. Der Vorstand der Amici wird sich zu gegebener Zeit ebenfalls mit diesem Thema befassen und sich als Gremium eine Meinung bilden. Für unsere Organisation steht derzeit vorerst im Vordergrund, dass wir eine Perspektive erhalten, wann bei den Länderspielen der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft wieder mit Publikum gespielt werden kann und wir als Verein unsere Aktivitäten wieder aufnehmen und den Puls der Fans wieder spüren können.»