Nati-Trainerin Inka Grings«Im Vergleich zu Top-Teams stehen wir schlecht da»
In Marbella trainieren derzeit die Schweizer Fussballerinnen und lernen die neue Nati-Trainerin Inka Grings kennen. Zum ehemaligen Coach Nils Nielsen gibt es Unterschiede.
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Fabienne Humm traf gegen Wales und schoss die Nati an die WM in Australien und Neuseeland.
Darum gehts
Mit Inka Grings steht eine neue Trainerin an der Seitenlinie der Nati.
Sie geht viele Dinge anders an als Ex-Coach Nils Nielsen.
Die Spielerinnen freuen sich über den neuen Wind, der weht.
2023 ist ein wichtiges Jahr für den Schweizer Frauenfussball. Im April entscheidet sich, ob die Schweiz den Zuschlag für die EM 2025 erhält, dann folgt im Sommer die WM in Australien und Neuseeland. Die Vorgabe ist klar: Es soll besser werden als das vergangene. In diesem gab es zwar Lichtblicke wie die WM-Quali in buchstäblich letzter Minute gegen Wales – das Negative überwog jedoch.
Da war zum Beispiel das enttäuschende Vorrundenaus bei der Europameisterschaft, die oft uninspirierten Auftritte der Schweizerinnen und auch die Statistiken. In insgesamt zehn Spielen holte die Nati gerade einmal drei Siege – und diese folgten erst Ende des Jahres. Hinzu kommen erschreckende Statistiken: Die Nati war bei der EM das zweikampfschwächste Team mit gerade einmal 22 Tacklings. Auch in Sachen Passgenauigkeit und zurückgelegten Kilometern präsentierten sich die Schweizerinnen schwach.
Inka Grings wird von Spielerinnen gelobt
Das erkannte auch Inka Grings (44). Die neue Nati-Trainerin sagt während des Trainingslagers in Marbella: «Wir stehen in diesen Bereichen im Vergleich zu den Top-Teams wie Deutschland, England, Frankreich oder Spanien schlecht da.» Die Schweiz müsse in allen Belangen besser werden. «Vor allem im athletischen Bereich, da haben wir sehr grosse Defizite», hält die Deutsche fest.
Unter der ehemaligen FCZ-Trainerin weht ein neuer Wind im Nationalteam. Im Trainingslager wird im Gegensatz zu Ex-Coach Nils Nielsen (51) zweimal täglich trainiert. Auch sind die Trainings härter, intensiver und lauter. Arsenal-Profi Noelle Maritz (27) erklärt: «Im Training fordert sie viel mehr, wir müssen mehr Gas geben.» Auch die Trainingsstruktur sei anders. Maritz ist aber happy darüber: «Das brauchen wir, die WM ist in wenigen Monaten.»
Freust du dich auf die Frauen-WM im Sommer?
Coumba Sow (28), eine Spielerin, die unter Nielsen stets gesetzt war, lobt die neue Trainerin ebenso. «Sie ist sehr direkt, sagt immer gleich, wenn etwas nicht gut ist. Aber sie kann auch Witze reissen und gibt uns Freiräume», so der Servette-Star. Neu-Nationalspielerin Smilla Vallotto (18) sagt: «Inka ist sehr strikt und sie bringt einen aus der Komfortzone.» Man merke ausserdem, dass sie viel Erfahrung mit jungen Spielerinnen habe.
«Sie müssen einfach ihren Job gut ausüben»
Und wie sieht es in Sachen Regeln aus? Gibt es also weiterhin eine flache Hierarchie und nahezu keine Regeln wie unter dem Ex-Coach? Maritz lacht und sagt: «Wir sind alle alt genug, wir wissen, was sich gehört – und was nicht.» Grings selbst meint, dass ihr wichtig sei, dass man zum Mittag- und Abendessen pünktlich komme. Dann bläst sie ins gleiche Horn wie die Arsenal-Spielerin: «Wir arbeiten im Seniorenbereich, die Spielerinnen sind alle erwachsen.»
Dass einige Spielerinnen wie Alisha Lehmann sehr aktiv auf Social Media seien und damit auch Geld verdienen würden, sehe sie völlig tiefenentspannt. «Es erklärt sich doch von selbst, dass man keine Interna postet.» Ihr sei es auch egal, wenn sie mit dem Handy zum Training kommen würden. «Die Spielerinnen müssen einfach ihren Job gut ausüben. Und das ist Fussball.»
Wie gut sie das machen, kann die 44-Jährige am Freitagnachmittag schauen. Dann trifft die Nati in einem Freundschaftsspiel auf Polen. Grings: «Ich will jedes Spiel gewinnen.» Sicher ist, dass ein Erfolg ein guter Anfang wäre. Damit das Jahr 2023 besser wird als 2022.
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