Autobahn A1: Drängler fuhr gefährlich nahe auf

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Gefahr Auto-Drängler«Hätte ich bremsen müssen, wäre ich jetzt tot» 

Täglich fahren Lenkende dem vorausfahrenden Auto zu nahe auf, was zu zahlreichen Unfällen führt. Die Folgen für den Verursachenden können schwer sein.

Zoé Stoller
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Zoé Stoller
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In Staus auf der Autobahn kommt es häufig vor: Lenkerinnen und Lenker drängeln und fahren nahe auf.

In Staus auf der Autobahn kommt es häufig vor: Lenkerinnen und Lenker drängeln und fahren nahe auf.

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News-Scout N.V. geriet deshalb in eine «gefährliche Situation». Er sagt: «Ich kam mir vor wie in einem Hollywoodfilm.»

News-Scout N.V. geriet deshalb in eine «gefährliche Situation». Er sagt: «Ich kam mir vor wie in einem Hollywoodfilm.»

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Auffahrunfälle gehören zu den zweithäufigsten Unfalltypen. Christoph Leibundgut, Mediensprecher der BFU, sagt: «Wenn jemand zu dicht auffährt, sollte man Ruhe bewahren und sich nicht aufregen.»

Auffahrunfälle gehören zu den zweithäufigsten Unfalltypen. Christoph Leibundgut, Mediensprecher der BFU, sagt: «Wenn jemand zu dicht auffährt, sollte man Ruhe bewahren und sich nicht aufregen.»

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Darum gehts:

  • Ein Lenker eines Lieferwagens ist dem News-Scout N.V. auf der Autobahn gefährlich nahe aufgefahren.

  • N.V. verlangt nun Sanktionen und eine Entschädigung der Firma, welcher der Lieferwagen gehört.

  • Christoph Leibundgut, Mediensprecher der BFU, rät, man solle in solchen Situationen Ruhe bewahren und sich nicht provozieren lassen.

  • Wer dem vorausfahrenden Auto zu nahe auffährt, kann hohe Bussen kassieren oder gar den Führerschein verlieren. 

«Ich kam mir vor wie in einem Hollywoodfilm», sagt N.V. Der News-Scout erzählt von seiner Fahrt auf der Autobahn A1 in Richtung Bern. Er war während der Stosszeit auf der Überholspur unterwegs, als ein Lieferwagen hinter ihm immer näher auffuhr. «Schlussendlich fuhr er gefühlt keine zwei Meter hinter mir», sagt er.

Weil auf der rechten Spur Autos dicht hintereinander gefahren seien, habe er keine Gelegenheit gehabt, die Fahrbahn zu wechseln. Er wisse nicht mehr genau, welches Tempolimit im Streckenabschnitt galt, in dem er sich befand, jedoch fahre er, wenn möglich, mit der höchsten erlaubten Geschwindigkeit. 

Drängel-Fahrer entschuldigte sich

«Irgendwann konnte ich ihn vorlassen», sagt N.V. Weil ihm das «aggressive Verhalten» keine Ruhe liess, habe er die Firma des Lieferwagens angerufen und schliesslich mit dem Fahrer sprechen können. Er habe sich entschuldigt und gesagt, es sei ihm nicht aufgefallen.

«Das war für mich aber überhaupt nicht befriedigend. Ich erwarte eigentlich, dass die Firma angemessene Sanktionen ergreift und mich entschädigt. Wenn man mich in eine derart gefährliche Situation bringt, sollte man das ernst nehmen», sagt N.V. Er zieht nun in Erwägung, rechtliche Massnahmen gegen den Fahrer zu ergreifen, denn: «Wenn ich hätte bremsen müssen, hätte es einen Unfall gegeben und ich wäre jetzt tot.»

Ist dir auch schon mal jemand zu nahe aufgefahren?

«Provokationen vermeiden»

«Wenn jemand zu dicht auffährt, sollte man Ruhe bewahren und sich nicht aufregen», sagt Christoph Leibundgut, Mediensprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). «Es gilt, Provokationen zu vermeiden und nicht durch Gegenprovokationen die Situation eskalieren zu lassen. Das Beste ist weiterzufahren wie zuvor und möglichst bald die Fahrbahn freizugeben.» Auf Landstrassen empfehle es sich, allenfalls auszustellen und so Platz zu machen.

«Gegenüber allen Strassenbenützern ist ausreichender Abstand zu wahren, namentlich beim Kreuzen und Überholen sowie beim Neben- und Hintereinanderfahren», heisst es im Schweizer Strafgesetzbuch (Art. 34 Abs. 4 SVG). Der Begriff «ausreichender Abstand» ist gesetzlich jedoch nicht definiert. Zwei Faustregeln helfen, um sicherzugehen, dass man dem vorderen Fahrzeug nicht zu nahe auffährt:

2-Sekunden-Regel

«Zum vorausfahrenden Fahrzeug muss mindestens jene Strecke frei bleiben, die man innert zwei Sekunden zurücklegt», sagt Leibundgut von der BFU. Die beste Möglichkeit, den nötigen Abstand auf der Autobahn richtig einzuschätzen, sei die 2-Sekunden-Regel. «Einundzwanzig, zweiundzwanzig zählen», so Leibundgut. Deutlich mehr Abstand brauche es aber bei Regen, Schnee, schlechter Sicht oder bei schwierigen Strassenverhältnissen.

Halber-Tacho-Regel

Es gibt auch die Halber-Tacho-Regel. Demnach soll die Distanz zum vorausfahrenden Auto mindestens dem halben Tachowert entsprechen. So müsste eine Autofahrerin oder ein Autofahrer bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h grundsätzlich 60 Meter Abstand wahren.

Beispiele aus der Rechtsprechung zeigen, dass zu geringer Abstand beim Hintereinanderfahren teuer werden und gar zum Führerscheinentzug führen kann. Im Strassenverkehrsgesetz heisst es: «Wer durch grobe Verletzung der Verkehrsregeln eine ernstliche Gefahr für die Sicherheit anderer hervorruft oder in Kauf nimmt, wird mit Gefängnis oder Busse bestraft.» 

In einem Fall, der bis vors Bundesgericht gezogen wurde, hatte ein Lenker auf der Autobahn acht Meter Abstand zum vorangehenden Fahrzeug. Er fuhr dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 85 km/h. Auch in dieser Situation herrschte dichter Verkehr. Eine Auffahrkollision hätte demnach gravierende Folgen haben können. Das Verschulden des Fahrers wurde als erheblich eingestuft, sodass er seinen Führerausweis für einen Monat abgeben musste. 

Laut Astra-Statistik kam es im Jahr 2021 zu total 52’217 Verkehrsunfällen. Davon waren 8515 Auffahrunfälle. Somit waren etwa ein Sechstel aller Verkehrsunfälle auf zu nahes Auffahren zurückzuführen. Nach den Selbstunfällen sind Auffahrunfälle laut Statistik die häufigsten Unfalltypen. 

Astra, Bericht 120, aktualisiert am 2. März 2022

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