Häufiger Lungenkrebs bei Frauen
Immer mehr Frauen sterben an Lungenkrebs. Dr. med. Otto Brändli, Präsident der Lungenliga Zürich, bezieht Stellung.
- von
- Nico Menzato
Was sind die Gründe?
Otto Brändli: Schweizer Männer haben im Zweiten Weltkrieg angefangen zu rauchen, Frauen erst Ende 60er-, anfangs 70er-Jahre im Zuge der Emanzipation. Weil es bei Rauchern im Schnitt 30 Jahre geht, bis der Lungenkrebs ausbricht, ist die Quote der Frauen nun so hoch – und dies droht so zu bleiben, denn unter den Teenagern rauchen heute mehr Mädchen als Jungs.
Wieso rauchen denn – trotz Prävention – so viele junge Frauen?
Otto Brändli: Die Zeiten des Marlboro-Mannes sind vorbei, heute versucht die Tabak-Industrie auch mit jungen, schlanken und hübschen Frauen in Werbespots, die Mädchen zum Rauchen zu verführen. Zudem gibt es etliche rauchende Prominente, die Vorbilder sind für junge Frauen.
Und sie glauben, sie nähmen mit dem Rauchen ab?
Otto Brändli: Ja, das hat sich rumgesprochen, ist aber nicht ganz korrekt. Der Tabakkonsum hilft nicht beim Abnehmen, es besteht aber die Gefahr, dass Frauen und Männer kurzfristig um ein paar wenige Kilos zulegen, wenn sie mit Rauchen aufhören. Ich höre dies oft als Grund, wieso die Frauen weiterrauchen.
2900 Todesopfer pro Jahr
Die Todesursache Lungenkrebs wird bei Frauen immer häufiger. Laut Bundesamt für Statistik (BFS) sterben heute pro Jahr rund 2000 Männer und 900 Frauen an Lungenkrebs. 1970 kamen bei den durch Lungenkrebs bedingten Todesfällen eine Frau auf elf Männer. 2000 lag dieses Verhältnis bei 1 zu 4, bei der jüngeren Generation beträgt es sogar 1 zu 2. Der Lungenkrebs dürfte bei den Frauen als Todesursache bald häufiger sein als Brustkrebs, warnt das BFS.