Häusliche Gewalt: Wenn der Mann das Opfer ist
Häusliche Gewalt ist nicht auf Männer beschränkt. In mindestens zehn Prozent der angezeigten Fälle im Kanton Bern sind Frauen die Täterinnen.
Die bisherigen Forschungen zum Thema basierten fast ausnahmslos auf den tradierten Rollenbildern: Mann als Täter, Frau als Opfer. Dass dies so nicht immer stimmt, belegen Polizeistatistiken mehrerer Kantone (BE, SG, AR, ZH), auf die sich der Bericht stützt.
Es geht nicht ums Wallholz
Bisher werde über Gewalt von Frauen vorwiegend gewitzelt, wie sie ihren Pantoffelhelden mit erhobenem Wallholz in Empfang nehmen. Dieses Bild sei nicht hilfreich. Männer müssten vielmehr lernen, ihre Opfererfahrung zu akzeptieren und darüber zu sprechen, fordert die Kommission. Dafür brauche es auch eine Bestandesaufnahme der Beratungs- und Hilfsangebote.
Neuere Untersuchungen zeigen laut Bericht, dass Väter und Mütter etwa zu gleichen Teilen Gewalt gegen Kinder ausüben. Allerdings lasse sich das Ausmass von Gewaltausübung durch Väter und Mütter nicht direkt vergleichen, solange nicht beide zu gleichen Teilen Zeit und Verantwortung für ihre Kinder aufbrächten.
Ungleiche Rollenverteilung
Die kantonale Fachstelle für Gleichstellung schlägt in ihrem Bericht vor, die mit häuslicher Gewalt konfrontierten Berufsgruppen für den Umgang mit männlichen Gewaltopfern und weiblichen Täterinnen zu sensibilisieren. Beim Kinderschutz sei der Gewalt von Frauen mehr Beachtung zu schenken.
Ursache dieser Gewalt sei vielfach eine Überforderung durch Kinder, die schreien, trotzen oder hyperaktiv sind. Hier müsse der Zusammenhang zwischen ungleicher Rollenverteilung und Gewalt in der Familie sichtbar gemacht und angegangen werden.
Zusätzliche Massnahmen dürften aber keinesfalls zu Lasten weiblicher Gewaltopfer gehen, erklärt die Kommission. Diese Angebote dürften nicht gekürzt werden. (sda)