ZürichHagenbuch wehrt sich gegen Windräder und beschliesst 1000-Meter-Abstand
Hagenbuch hat als erste Zürcher Gemeinde einen Mindestabstand zwischen Wohnhäusern und Windrädern beschlossen. Nun wird ein genereller 1000-Meter-Mindestabstand gefordert.


- von
- Daniel Krähenbühl ,
- Yasmina Mark
Darum gehts
Bis 2050 sollen sieben Prozent des Zürcher Energiebedarfs mithilfe von Windkraft abgedeckt werden. Dazu sollen 120 Windkraftwerke gebaut werden.
Bei den Gemeinden sorgt das Vorhaben des Kantons für Unmut.
Nun hat eine erste Gemeinde einen Mindestabstand definiert und so den Bau von Windrädern auf Gemeindegebiet praktisch verunmöglicht.
Baudirektor Martin Neukom will bis 2050 insgesamt 120 Windturbinen bauen. Damit soll der Stromverbrauch von etwa 170'000 Haushalten gedeckt werden. Die vorgesehenen Windräder in den 52 sogenannten Windpotenzialgebieten sind bis zu 235 Meter hoch – fast doppelt so hoch wie der Prime Tower. In zahlreichen betroffenen Gemeinden stösst das Grossprojekt allerdings auf Kritik: «Es kann nicht sein, dass so massive Einschnitte in die Landschaft zugelassen werden», sagte etwa der Gemeindepräsident von Schlatt, Urs Schäfer.
Auch in der Gemeinde Hagenbuch, in der zwei mögliche Windkraftgebiete liegen, war die Skepsis gross. Als erste Zürcher Gemeinde hat sie am Mittwoch nun einen grösseren Abstand zu Windrädern beschlossen. Der Vorstoss ging von Therese Schläpfer, SVP-Nationalrätin und ehemalige Hagenbuchener Gemeindepräsidentin, aus. Schläpfer forderte zunächst einen Mindestabstand von 700 Metern, die Gemeindeversammlung erhöhte die Minimaldistanz schliesslich sogar auf 1000 Meter. Der Bau von Windrädern auf Gemeindegebiet wird so praktisch verunmöglicht.
Ob die kantonale Baudirektion die Hagenbucher Abstandsregel akzeptiert, ist noch unklar. Wie der amtierende Gemeindepräsident gegenüber dem Tagesanzeiger sagt, nehme man den Artikel so in die Bau- und Zonenordnung (BZO) auf.
1000 Meter Mindestabstand gefordert
Der Verein Freie Landschaft Zürich, der in der Vergangenheit von einem «Grossangriff auf Bevölkerung, Natur und Landschaft» sprach, kann den Entscheid der Gemeinde gut nachvollziehen: «Wir sehen diesen klaren Entscheid als Ausdruck der Besorgnis, die die Windturbinen bei der Bevölkerung auslösen», sagt Präsident Martin Maletinsky. Der Entscheid von Hagenbuch habe wohl Signalwirkung. «Wir gehen davon aus, dass andere Gemeinden nun nachziehen werden.»
Der Verein fühle sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass der windschwache Kanton Zürich aufgrund seiner hohen Besiedlungsdichte für die Errichtung von Windturbinen «vollkommen ungeeignet» sei, sagt Maletinsky. «Die Baudirektion will die industriellen Windturbinen ‹auf Biegen und Brechen› errichten und scheut auch nicht davor zurück, über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden.» Um die Bevölkerung «kantonsweit zu schützen», fordert der Verein nun einen kantonsweiten Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnhäusern. «So werden die Beeinträchtigungen – etwa Lärm, Schattenwurf sowie die Entwertung von Immobilien – zumindest gemindert.»
Soll der Kanton Zürich Windturbinen bauen?
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