FührenHandeln aus der inneren Mitte
«Führen ist eine Lebenskunst», sagt Dr. Anna Gamma, Psychologin und Zen-Meisterin. Sie erläutert ihre Philosophie.
- von
- Erich Herger

Die innere Gelassenheit hilft, auch in hektischen Momenten den Kopf nicht zu verlieren.
Wie erklären Sie Ihr Führungsverständnis?
«Nicht nur Menschen in Machtpositionen haben Menschen zu führen und Aufgaben zu bewältigen. Wer das eigene Leben gestalten will, kommt nicht darum herum, führen zu lernen. Denn wie bei jeder Kunst bedarf es der täglichen Übung, um erfolgreich zu sein und zu bleiben. Wenn wir Führung abgeben, beginnen andere Menschen, über unser Leben zu entscheiden.»
Sie sagen, die Führungskunst lebe von der Kunst, sich selbst zu führen. Genügt allein das Erfordernis an mich, um strukturiertes und strategisches Handeln zu meistern?
«Führungskompetenz hat mit Fachkompetenz, sozialer Kompetenz und Selbstkompetenz zu tun, wobei die drei Bereiche in dieser Reihenfolge in traditionellen Leadership-Trainingsprogrammen gewichtet werden. Manchmal fehlt die Förderung der Selbstkompetenz sogar ganz. Ich halte sie gerade heute für eine wesentliche Fertigkeit. Die Komplexität der Aufgaben, der Leistungsdruck und die Beschleunigung nehmen zu. Um sich darin nicht zu verlieren, sind Persönlichkeiten gefragt, die im Kontakt mit sich selbst Gelassenheit im Sturm verkörpern, in der Komplexität die entscheidenden Prioritäten setzen können, das menschliche Mass nicht verlieren und neben der Fachkompetenz auch eine entfaltete Herzintelligenz leben.»
Kopf- und Bauchmensch, was braucht er, um sich selber führen zu können?
«Ob Kopf- oder Bauchmensch, beide brauchen Zeiten der Selbstbesinnung und der Reflektion, um jene Selbsterkenntnis zu erreichen, die nicht beim Erkennen bleibt, sondern dem ein entsprechendes Handeln folgt.»
Ihr Lehrgang versteht sich als Ergänzung zur traditionellen Coaching-Ausbildung. Was heisst das genau?
«In traditionellen Coaching-Ausbildungen und Leadership-Trainings wird insbesondere die mentale und emotionale Intelligenz gefördert. Wir ergänzen und sprechen die spirituelle Intelligenz sowie die Körperintelligenz an.»
Welche Führungsthemen stellen Sie vor allem in den Mittelpunkt?
«Unsere Programme sprechen nicht nur die mentale Intelligenz an. Vielmehr werden die Teilnehmenden eingeladen, einen Erfahrungsweg zu gehen, der zur Selbstermächtigung führt. Dazu gehören Themen wie: ‹Entfaltung des inneren Teams›, ‹Stille als Ort der Selbstbegegnung und Entscheidungsfindung in sich entdecken›, ‹Herzintelligenz entfalten›, ‹Selbstkompetenz gewinnen und seinen Platz im grossen Ganzen wahrnehmen›, um nur einige zu nennen.»
Führungspersönlichkeiten müssen Ziele erreichen. Ihr Tipp zum Erfolg aus der Stille?
Als Grundsatz könnte gelten: «Wer Stille wagt – und es bleibt ein Wagnis – findet zur Leichtigkeit, zu Gelassenheit, innerem Frieden, Freiheit und Glück, das auch in schwierigen Zeiten nicht verloren gehen sollte.»