Schweizer Nati: «Amdounis Ramadan-Entscheid ist völlig vereinbar mit der Religion»

Aktualisiert

Schweizer Nati«Amdounis Ramadan-Entscheid ist völlig vereinbar mit der Religion»

Zeki Amdouni verzichtet für die Nati vorerst aufs Ramadan-Fasten. Eine islamische Expertin ordnet ein. 

Sven Forster
Lucas Werder
von
Sven Forster
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Lucas Werder
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Zeki Amdouni geht für die Nati einen Kompromiss ein. 

Zeki Amdouni geht für die Nati einen Kompromiss ein. 

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Das Nati-Juwel verzichtet während des Zusammenzugs auf das Ramadan-Fasten. 

Das Nati-Juwel verzichtet während des Zusammenzugs auf das Ramadan-Fasten. 

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Doch wie sieht das aus religiöser Sicht aus? 

Doch wie sieht das aus religiöser Sicht aus? 

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Darum gehts

  • Nati-Youngster Zeki Amdouni wird zu Beginn des Ramadans nicht fasten. 

  • Dies aufgrund seiner Nati-Verpflichtung. 

  • Ist das aus religiöser Sicht ein Problem? 20 Minuten hat bei Saïda Keller-Messahli nachgefragt.

Für die Nati verzichtet Zeki Amdouni zum Start des Ramadans aufs Fasten. «Ich habe in den letzten Jahren Ramadan gemacht», so Amdouni. ««Ich denke, dass ich erst nach der Nati-Pause damit beginnen werde», erklärt er. 

Fasten und Spitzensport – geht das überhaupt? «Man kann Ernährung- und Regenerationsstrategien entsprechend auf einen Spieler anpassen. Man kann zum Beispiel auch die Zeiten des Frühstücks und des Abendessens wechseln. Wichtig ist, dass alles bereit ist, sobald ein Spieler abends wieder essen darf», sagt der neue Nati-Atheltiktrainer Eduardo Parra Garcia. Allerdings verzichteten neben Amdouni in den vergangenen Jahren auch andere muslimischen Nati-Spieler während eines Zusammenzuges aufs Fasten.

Diese Sportler haben bereits gefastet 

  • Mo Salah (Liverpool)

  • Sadio Mané (FC Bayern)

  • Ngolo Kanté (Chelsea)

  • Yassine Chikhaoui (FCZ)

Vereinbar mit der Religion

Wie verständlich ist das aus religiöser Sicht? 20 Minuten hat Saïda Keller-Messahli dazu befragt. Die 65-Jährige ist Menschenrechtsexpertin und Muslima und meint: «Der Islam sieht viele Ausnahmen vor, zum Beispiel für Kranke, Reisende oder Schwangere. Sein Entscheid ist also völlig vereinbar mit der Religion, wenn er körperlich im Einsatz steht.» Erwähnte Ausnahmen würden schliesslich explizit der Rücksichtnahme auf die Gesundheit im Zusammenhang mit dem Fasten entsprechen, so die schweizerisch-tunesische Doppelbürgerin.

Kann sich Amdouni in der Nati durchsetzen? 

Natürlich würden das jedoch nicht alle so sehen. «Die islamische Welt ist sehr gross, da muss man unterscheiden», so Keller-Messahli. In streng islamischen Ländern wie Iran, Saudiarabien, Pakistan oder Afghanistan sei so eine Ausnahme völlig undenkbar. Aufgrund Amdounis Herkunft aus der Türkei und aus Tunesien sei das aber bei ihm etwas anderes. «In Tunesien geht man eher locker mit dem Ramadan um», erklärt die Expertin. Sie ist sich sicher: «Wenn er Wurzeln dort hat, gibt es viele Personen in seinem Umfeld, die ihn bei diesem vernünftigen Entscheid bekräftigen und unterstützen.»

Angesprochen darauf, dass sich einige Sportler, wie auch Weltstar Mohammed Salah, für das Praktizieren des Fastens während der Saison entscheiden, meint Keller-Messahli: «Es ist auch immer eine Frage der Sozialisierung und der Prägung.» Für sie ist klar, dass Amdouni nicht nur positive Nachrichten auf den Entscheid erhalten werde. «Hardliner und Fundamentalisten werden ihn kritisieren», so Keller-Messahli. Eine grosse Mehrheit der Bevölkerung hätte jedoch Verständnis für den Entscheid. «Er sollte sich da keine Sorgen machen. Ich würde mich nicht einschüchtern lassen, denn sein Entscheid entspricht dem Sinn und Geist von Ramadan», sagt die Expertin zum Abschluss.

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