Die Presse zum ZSC-TitelHartley und eine verschworene Einheit
2,5 Sekunden vor dem Ende des entscheidenden Finalspiels holen sich die ZSC Lions mit einem Schuss ins Glück den Meisterpokal. Während Zürich jubelt, trauert Bern.
- von
- rme
«Wer den ZSC Lions im Februar den Titel prophezeit hätte, wäre ausgelacht worden», schreibt der «Tages-Anzeiger» mit Blick auf die Qualifikation, welche die Stadtzürcher bloss im 7. Rang abgeschlossen hatten. «Der Triumph ist der überraschendste der 27-jährigen Playoff-Ära.» Die Zeitung hat das Team als «eine verschworene Einheit» ausgemacht. Und weil nicht viele Wechsel anstehen dürften, wagt sie die Prognose: «Nun scheinen die Jahre der Orientierungslosigkeit hinter den Zürchern zu liegen.»
Die «Neue Zürcher Zeitung» rückt Trainer Bob Hartley in den Fokus. «Nie zuvor war ein ZSC-Titel so stark mit dem Einfluss des Coachs verknüpft. Er fordert viel und ist nicht nur Freund der Spieler.» Der Kanadier kam mit den Meriten eines Stanley-Cup-Siegs in die Schweiz und machte von allem Anfang an klar, dass Erfolg nur durch harte Arbeit enstehe.
Der «Blick» schlussfolgert entsprechend: «ZSC für Hartley hart genug». Ohne den Trainer wäre dieser Titel nicht möglich gewesen. «Er installierte eine Leistungskultur, forderte und förderte. Unter ihm konnte im Training keiner mehr abkürzen.» Ein noch grösseres Kompliment gebühre aber den Spielern. «Sie arbeiteten hart, lernten das neue System und rückten in den schwierigen Phasen zusammen. So konnte sie kein Widerstand aufhalten.»
Bitter enttäuschte Verlierer
Mit 3:1 Siegen lag der SC Bern in der Finalserie bereits in Führung, bloss ein Sieg fehlte noch zum Titel. Klar, dass in der Hauptstadt nach einem derart engen Ausgang in Spiel 7 Frust herrscht. «Die Saison des SCB endet mit dem Super-GAU» lautet die Schlagzeile der «Berner Zeitung». Trotz diesem brutalen Ende sei aber vieles richtig gemacht worden. «Mit etwas Distanz werden die Berner Spieler vermutlich von einer guten Saison sprechen. Ihr fehlte einzig das i-Tüpfelchen – obwohl der Stift auf dem Papier bereits angesetzt war.»
Härter geht der «Bund» mit dem SC Bern ins Gericht. «War das Trainer-Duo Antti Törmänen/Lars Leuenberger doch zu unerfahren in diesen alles entscheidenden Situationen? Wurde im Final die Aufstellung teilweise ohne Not durcheinandergewirbelt?», fragt das Blatt. Es erinnert daran, dass der Erfolg auch ihrem Vorgänger gehöre. «Unbestritten ist, dass der SCB im Playoff primär dank dem Fokus auf die Defensive so weit kam. Dank jenen Tugenden, die Larry Huras dem Team bis zur Entlassung im Herbst während zweieinhalb Jahren eingetrichtert hatte.»